Catharina Regina                   Am H. Neuen Jahrs-Tag

von Greiffenberg                          auf den Höchsttröstlichsten Namen Jesus

1633 -  1694                                       

JEsus sey nur du mein Trost / sonst mags wie es will ergehen.

Hab ich dich / so hab' ich alles / du mein liebster JEsu Christ!

meines Lebens Krafft und Stärke / ja mein Leben selbst du bist.

laß mich / JEsus / dieses Jahr / wol in deinen Gnaden stehen.

   

Laß dein grossen Sternen Raht mächtig in der That mich sehen.

deiner Gnad' und unserm Glauben / keine Sach unmüglich ist.

vor dir ist / wie Spinnenweben / aller Menschen Macht und List.

Sprich nur über meinen Wunsch / dein Krafftwort: Es soll geschehen!

   

Meine Hoffnung hat geblühet etlich Jahr: gieb / daß sie heur

Glück und Freuden Früchte bring. Ach was kan ich mehr verlangen.

hab' ich doch die köstlichst schon / dein liebheißes Blut / entfangen!

   

ist auch was auf dieser Erden / das so köstlich / süß und theur?

JEsulein / es bleib dabey! laß mich nur in Gnaden stehen:

Sonst mag alles / wie es will / in der ganzen Welt ergehen.

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Neuen Jahrs Wunsch-Gedanken:

von Greiffenberg                   als am H. Neuen Jahrstag

1633 -  1694                                        der Mond in Schützen gegangen

 

ACh triff / ach triff das Ziel / du Himmlisches Absehen /

du Lieb-erhitzter Schütz' / in meiner Glückes Scheib'!

ich meyn dein' Ehr' und Lob / daß ich es Herrlich treib:

laß es von meinem Mund / wie Pfeil vom Bogen gehen!

   

laß keinen Vnglücks-Wind es von dem Zielflug wehen.

Gib / daß es Sonnen-stät in seiner Kreiß-Reiß bleib.

Vnd wann der Bogen schon zerspringt / mein schwacher Leib /

acht' ich es nicht: bleibt nur mein guter Vorsatz stehen.

   

Ach heb' an / auf das Neu' im Neuen Jahr zusegnen /

weil tausend neue Pfeil der Teuffel ihm bereit.

Dräh' ihm sie selbst ins Herz. Laß mir dafür begegnen

   

der Gnad' und Hülffe Heer / das es mich stäts geleit.

Laß / wie auf Gedeons Fell / auf mich dein Segnen regnen.

Mit neuer Hülff' erschein / in Neuer Jahres Zeit.

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die über-Natürliche

von Greiffenberg                   Meer-Wandelung des HErrn

1633 -  1694                                       

WAs ists / daß ohne Müh der HERR im Meer so gehet?

weicht dann das nasse Glas / die schnelle Welle / nicht?

Nein! sie ist Demant-hart / zu tragen den verpflicht /

der samt der Erd sie trägt / so lang die Welt bestehet.

   

Wie daß kein Wirbelwind herwehend ihn ümdrehet!

Er macht den Wind geschwind verschwinden / wann Er spricht;

ein Wort ihm alsobald sein rasends blasen bricht.

Ist doch sein Mund der Grund / draus erstlich Er gewehet!

   

welch' eine Tieffe / seht / jetzt auff der Tieffe schwebt!

die unerschaffliche / auff dieser die erschaffen /

die zuverschlingen auch / die erste / schon anhebt:

   

weil ihre Macht / sie macht vor ihrer gänzlich schlaffen.

Es ist das ganze Meer ein Tröpflein seiner Witz:

wie leicht vertrocknet es der GOttheit heller Blitz.

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf unsers Heilandes Allmacht-durchstrahlten

von Greiffenberg                   Wunder-Wandel auf dieser Erden

1633 -  1694                                       

JEsu! deine Wunder / wundern und bestürzen mich so sehr /

das ich / stummer / als der Stumm' / eh du ihm die Sprach gegeben /

steh' im zweiffel / welches ich zu erheben an-soll' heben.

Ja / sie mehren in den Händen / leitend sie / sich mehr und mehr.

   

Lauter sonder-Seltenheiten sih' ich / wo ich mich hinkehr:

höre / was sonst unerhört / die gestorbenen beleben:

Blinden / das Gesicht und Liecht / Seelen-Sonn und Wonn darneben /

geben / gleicher weiß den Tauben das Gehör / zu Gottes Ehr.

   

Krumme / lauffen wie die Reh auf der Allbewegung lenken.

auch der Aussatz lässt den Platz / deine Allmacht macht ihn rein.

Keine Sach' unüberwindlich / soll man / dir zu seyn / gedenken.

   

Du beherrschest alles / alles muß dir Dienst-gehorsam seyn.

Doch in dem so über-Mild du dein Herz uns pflegst zuschenken:

zeigest / daß dir könne gleichen deine grosse Güt' allein.

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Uber meines JEsu blutigen Lieb- und Schmerzen-Schweiß

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        MEin auserwehltes Blut / ach mein Erlösungs-Safft!

wo find ich Herz / wo Wort / zu lieben und zu loben

solch unerhörter Treu Herzschmerzlich hohe Proben /

wann mir vom Himmel nicht wird Preisungs-Krafft verschafft.

   

O Lieb'-Angst-heisser Schweiß / des Heiles Mark und Krafft /

durch Herz-geschmelzte Angst mit Schmerz heraus geschoben!

es solt GOtt seinen Sohn ja haben überhoben!

viel fäster unser Heil / als sein Herz / in ihm hafft:

   

denn dieses wird zerschmelzt / und jenes mit erlanget.

Ein jedes Tröpflein ist ein Spiegel seiner Huld.

Die Göttlich Majestät aus dieser Blut-Angst pranget:

   

dieweil er nicht vergieng / ertragend' aller Schuld.

Ach Blut! komm mir zu gut / in meinem Seel-Abscheiden:

wollst auch / im Weltgericht / mich in dein Purpur kleiden!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf meines Heilandes allerheiligste Wunden

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        ZErflöße dich mein Herz / und fließ in seine Wunden

bey heißer Liebesglut / füll diese Hölen zu.

in seinem Schmerzen / such dein süße Seelen-Ruh:

es wird der Himmel ietzt in diesen Hölen funden.

   

Mit seinem Leben / ist der ewig' Tod verschwunden.

Du zeigest gar dein Herz! du Herzen-Tröster du /

das Gnaden Wunderwerk! ich sah in meinem nu /

sein Herzen-Paradeiß / in dem die Seelen stunden.

   

Ach JEsu / deine Lieb ist gar zu Göttlich-groß /

unfaßbar / unerreicht / unglaublich wolt ich sagen:

wann durch den Glauben nicht Ihr Erzseyn sie ausgoß.

   

Ach solst du solche Schmach und Noht und Spott ertragen /

vor deine ärgsten Feind' / uns arme Erdenkloß?

doch / was will man den Brunn üms Bäch-ergiessen fragen?

 

 

 

                        Auf sein allerheiligstes Blutvergiessen

 

                                               O Guldne Blutes-Münz / ach du allgeltends Geld

das mein' und aller Welt ihr Sünden-Last aufwäget!

auf jedem Tröflein / ist mein Seeligkeit gepräget /

und das Haupt-gütig Bild / der höchste Sieges-Held.

   

Die schaue-Pfenning wirfft man aus in alle Welt /

aus seiner Wunden Thron / der Gold und Silber heget /

dem Blut- und Wasser-Strom. Die Jahrzahl man drauf schläget /

die Ewig' Ewigkeit / der Nach-Welt stäts vermelt.

   

Ach weg mit Geld / und Welt! nur dieses sey mein Schatz /

mein Theil / mein Erb' und Zier / mein Trost / mein Ruhm und Leben.

Nur diß nimm' ich mit mir / wann ich sonst alls aufgeben

   

und sterbend lassen muß: dis hat im Schifflein Platz /

ja / dieses sey das Meer / auf dem die Seele fähret

in sichern Himmels-Port / in Nectar dann verkehret.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf meines Auserwählten JEsu verscheiden!

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        ANbetbars Wunderwerck! will denn das Leben sterben?

verseucht die Lebensquell? verlischt das Ewig Liecht?

hat Saffts und Kraffts Vrsprung / kein Safft und Krafft mehr nicht?

will Ertz-Erhaltungs-Stärck / selbselbsten hie verderben?

   

das Ewig Leben wir von Christus Sterben erben.

Die äusserst' Eusserung der Gottheits-Krafft geschicht /

die jetzt im Höllen-Reich Zerstörungs-Werk verricht.

Der unsterbliche kan unsterblichkeit erwerben

   

im Tod; der hat sich mit dem Leben selbst verschlungen.

Aus JEsu End / erfolgt mein Glücks-Vnendlichkeit.

Es hat die selbste Stärck durch Schwachheit überrungen

   

die stärcksten Menschen-Feind. Der / so des Tods befreyt /

wolt sterben / daß dadurch das Sterblich' Ewig lebet.

Die Vrständ-Geister er der Erd im Grab einwebet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die Frölich- und Herrliche Auferstehung Christi

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        DIe Erde konde nicht den jenigen behalten

aus dessen Mund sie ward. Wie kond Verwesung sehn /

in dem der Erz-Geist pflegt des Lebens zubestehn?

wie kond der Sonnen-Brunn / die Vrhitz selbst erkalten?

   

sie must' in Mittel-Punct / war sie schon Strahl-zerspalten:

Daß aus dem Todten-Reich der Lebens-Fürst könt gehn.

Sein Mund-Lufft wär genug / den Atlas weg zuwehn.

Sein' Allmacht kan so wol in als auf Erden walten.

   

Was wolt dir / starker Leu / der Tod das Mäußlein seyn /

nach dem du Drachen schon und Tyger überwunden /

der Sünd und Teuffel Heer? du legst dich nur hinein:

   

Auf daß wir auch den Tod im Grab belebet funden.

Dein Vrständ / schon mein Grab noch ungemacht aufmacht.

Du hast Vnsterblichkeit uns Sterblichen gebracht.

 

 

 

                        Auch auf dieselbige

 

                                               ENgel! blaset die Trompeten! Seraphinen / singt und klingt /

Jubil-Jubil-Jubiliret / hoch-erfreuter Himmel-Chor!

Sonn' und Sterne / glänzt und danzet eurem Triumphirer vor!

Berg' und Hügel / Fels und Thürne / auch in frohen Jauchzen springt!

   

ihr für alls beglückte Menschen / weil es euch zu Heil gelingt /

Lobet / Preiset / Ehret / Danket / und erhebet hoch empor

den / der sich und euch erhebet aus des Todts ins Himmels Chor.

Dann die Paradeisisch' Vnschuld / sein' Erstehung / euch mitbringt.

   

Solte wol die Sünden-Macht dessen Allmacht überstreben /

der die selbst' Vnendlichkeit? nein sie muß sich ganz ergeben:

sein verdienstes-Meer kan löschen / nicht nur Fünklein / ganze Feur.

   

Ach der lang verlangt' Erlöser tödtet alle ungeheur.

Was will Welt / Tod! Teuffel / Höll / einem Christen abgewinnen?

die sind ganz verstört / verheert: Dieser herrscht im Himmel drinnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Uber das unaussprechliche Heilige Geistes-Eingeben!

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        DV ungeseh'ner Blitz / du dunkel-helles Liecht

du Herzerfüllte Krafft / doch unbegreifflichs Wesen

Es ist was Göttliches in meinem Geist gewesen /

daß mich bewegt und regt: Ich spür ein seltnes Liecht.

   

Die Seel ist von sich selbst nicht also löblich liecht.

Es ist ein Wunder-Wind / ein Geist / ein webend Wesen /

die ewig' Athem-Krafft / das Erz-seyn selbst gewesen /

das ihm in mir entzünd diß Himmel-flammend Liecht.

   

Du Farben-Spiegel-Blick / du wunderbundtes Glänzen!

du schimmerst hin und her / bist unbegreiflich klar

die Geistes Taubenflüg' in Warheits-Sonne glänzen.

   

Der Gott-bewegte Teich / ist auch getrübet klar!

es will erst gegen ihr die Geistes-Sonn beglänzen

den Mond / dann dreht er sich / wird Erden-ab auch klar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die überflüssige

von Greiffenberg                   Winter -und Widerwärtigkeits-Länge

1633 -  1694                                       

ES kan mein Geistgeschick / mit dieser Zeit sich gleichen:

wann Vngedult schier mach aus Jahren Ewigkeit /

und sich nach längster Kält erzeigt ein Fünklein Freud /

daß man nichts gwissers hofft / als Schnee und Weh werd weichen

   

und pflegt bey kalter Sonn und kleinem Trost / zu schleichen

ins halb-entblöste Feld / und bleiche frischungs-Heyd /

voll Trosts / es komm nun bald die Freud und Blumen Zeit /

den frohen Frülings-Port nun ehest zu erreichen.

   

Ach Schmerz-verkehrter Schluß! ietzt kommet erst geflogen

das weiße Wolken-Heer / der grünen Hoffnung Grab.

doch weicht ein standhaffts Herz / dem Widerstand nicht ab /

   

biß / nach zugeben / ihn der Himmel selbst bewogen:

Mann muß so lang mit ihm / durch Glaub und besten streiten /

biß überwunden er selbst tritt auf unsre Seiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf den / GOtt Lob! vergehenden Winter

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        DEr Winter ist schon todt / und allbereit begraben.

Der Himmel gab' ihm noch / zum Vbertau / den Schnee /

den nahm' er in die Erd. Sein Grab-Schrifft heist: vergeh!

sein Glück ist / daß ihn nicht verzehren Schab- noch Raben.

   

Sein Grabstein von Krystall / ist noch ein weil erhaben.

Doch / daß der Bösen ihr Gedächtnus nicht besteh /

will Warheit / daß man hier ein klares Beyspiel seh;

Daher verzehrt die Sonn / den Stein und die Buchstaben.

   

Die Erde klagt ihn zwar / in Dunkelbrauner Farb;

Doch wird sie wider bald zur Frülings-Hochzeit schreiten.

gar billich ists / daß der Verderber selbst verdarb.

   

Man wird ihm kürzlich aus mit Donner-Glocken leuten.

Mein und der gantzen Erd' Erz-Aergster Feind! wolt GOtt /

daß du hinfür müst seyn / auf Ewig Ewig todt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   GOtt-lobende Frülings-Lust

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        I.

 

Ach seht das Sieg-Gepräng des Höchsten hier erscheinen!

der Frühling ihm den Fahn der Güldnen Sonn vorträgt.

Favorius mit Pracht die Heerpauck rührt und schlägt:

Trompeter gehen ab die süssesten der seinen.

 

Das singend Lufft-Heer kommt, die grossen mit den kleinen:

Ein jeds, an Lorbeer statt, was neu-gewachsnes hegt.

Das bundte Blumen-Kleid, die Erd’ ihm unterlegt.

Er sitzet auf dem Thron von blauen Saphir-Steinen.

 

Die Kron ist, Sieg und Freud; des Sieges Frucht, das Leben;

des ganzen Wesen Werk, das JubelLob-Geschrey,

der Athem aller Ding, so nun aufs neue neu,

 

die durch die frische Lufft still-lautes Lob ihm geben.

Der Nordwind, Eyß und Schnee, hier die Leibeignen seyn.

Mein schlechtes Blat, das sey des Sieges Denkmal-Stein.

 

 

II.

 

GOtt sperrt die Erden auf / als seines Schatzes Kasten

der einig Schlüssel ist / sein Wort / durch dessen Krafft

ihr / käumen / wurzen / grün- und blühen wird verschafft.

Es würkt den Wachsthums Safft in Erd- und Sternen-Brüsten /

   

Ja kan die ganz Natur zur Freud und Wollust rüsten.

Es ist der Wurzel Geist / der Gräslein Herzens-Safft /

der Blumen LebensLufft / mit süssem Thau behafft /

kurz / der Geschöpffe Ruh / nach dem sie all gelüsten:

   

Es zeigt uns GOtt in ihm / als in dem Spiegel Glanz /

und weist uns selben auch in all-erschaffnen Dingen:

wie seine Schön' herblickt aus bunten Blumen Kranz.

   

Sein Süßheit sich zu Mund will aus den Früchten schwingen.

Ja alls / was sichtbar nur / ist GOttes Ebenbild /

wie schön / süß / gut er sey / wie hoch! wie reich! wie mild.

 

 

 

III.

                       

                                               JAuchzet / Bäume / Vögel singet! danzet / Blumen / Felder lacht!

springt / ihr Brünnlein! Bächlein rauscht! spielet ihr gelinden Winde!

walle / Lust-bewegtes Träid! süsse Flüsse fliest geschwinde!

opffert Lob-Geruch dem Schöpffer / der euch frisch und neu gemacht!

   

jedes Blühlein sey ein Schale / drauff Lob-Opffer ihm gebracht /

jedes Gräslein eine Seul / da sein Namens-Ehr man finde.

an die neu-belaubten Aestlein / GOttes Gnaden-Ruhm man binde!

daß / so weit sein Güt sich strecket / werd' auch seiner Ehr gedacht.

   

Du vor alles / Menschen Volck / seiner Güte Einfluß Ziele!

aller Lieblichkeit Genießer; Abgrund / wo der Wunderfluß

endet und zu gut verwendet seinen Lieb-vergulten Guß.

   

GOtt mit Herz / Hand / Sinn und Stimm / lobe / preiße / dicht' und spiele.

Laß / vor Lieb' und Lobes-Gier / Muht und Blut zu Kohlen werden /

lege Lob und Dank darauff: Gott zum süssen Rauch auf Erden.

 

 

IV.

 

Lachen des Himmels, Geburts-Tag der Freuden,

Hochzeit der Erden, Erzielung der Zier,

quelle der Wollust nach Herzens Begier,

Wiesen voll Biesem die Sinnen zu weiden,

 

süsses Erquicken auf schmerzlichstes Leiden!

Ewigkeits-Spiegel man findet in dir,

Himmlischer Siegel-Ring, heller Saphir,

da sich ließ Göttlicher Name einschneiden!

 

du druckest die Einflüß der Sternen herab,

daß sie der Erden das Grüungs-Bild gab,

welches versiegelt die Göttlichen Gnaden,

 

ob wir schon leider mit Sünden beladen:

Daß er, in Jährlich-verneuender Welt,

gleichwol den ewigen Gnaden-Bund hält.

 

 

V.

 

Himmel voll Cymbel, voll Lauten und Geigen,

Bisem- und Amber’-erfüllte Lufft,

Rosen- und Lilgen-verlieblichter Tufft!

wollest, den Höchsten zu loben, nit schweigen!

 

Himmel-an wolle die Süßheit aufsteigen,

herlich GOtt ehrend aus tieffester Klufft.

Seine Genaden und Wunder ausrufft,

wie sie sich mächtig und prächtig erzeigen.

 

Leset, in weißlichten Blättern der Blüh,

Göttlicher Allmacht ungleiche Werke.

sehet, in Traidern, die Himmlische Stärke,

 

die das Blüh-Härlein bewahret ohn Müh.

Göttliche Wunder in allem man siehet,

Wann man den Vorhang der Faulheit aufziehet.

 

 

VI.

 

O Frühling, ein Vatter der Heliconinnen,

du Musenfreund, Meister der Weisheit und Lust,

der Künste Cupido, der Pallas ihr Brust!

laß Pagasens Säffte mir kräfftig zurinnen,

 

auf daß ich mich netz’ und ergetze darinnen.

Erfülle das Hirne mit Himmlischem Must,

und mach mir die heimlichen Wunder bewust,

erheblich und löbliche Dinge zusinnen!

 

Die Göttlichen Werke den Menschen verklär.

erzehl’ und entheele sein seltzames schicken.

Entdecke sein Heiliges Wunder-Erquicken.

 

in allen Welt-theilen sein’ Ehre vermehr.

Sey, lieblicher Frühling, die freundliche Taub,

Ach bring’ uns das frölich Erlaubnuß-Oel-Laub’.

 

 

VII.

 

Saffirner Himmel, Goldglänzende Sonne,

Smaragdne Erden voll Rosen Rubin,

ganz silberne Flüsse, Krystallene Brünn,

Sabaisches Lüfftlein der Frölichkeit Krone,

 

erklingendes singen der Vögel voll Wonne!

beglücket, erquicket, verzücket den Sinn,

von irdisch zu Himmlischer Freuden-Stadt-Zinn,

vom Schauplatz der Erden zum Himmlischen Throne:

 

zu lieben und loben die Göttliche Macht,

die alles mit Wunder besonder erdacht,

die Himmel regieret, die Erden gezieret

 

mit Blumen und Blättern so mannischer Weiß,

durch künstliche Weißheit, vorsehenden Fleiß,

daß Weisheit Liechts Strahlen in allen man spüret.

 

 

VIII.

 

Früling, ein Vorbild vom ewigen Leben,

Spiegel der Jugend, der Freuden Gezelt,

Jährlich-verjüngter Fönix der Welt,

Athem der Musen, der Huldinnen Weben,

 

Wonne so alle Ergetzung kan geben,

Goldschmid der Wiesen, und mahler im Feld,

Kleinod, das niemand erkauffet mit Gelt,

frischer der vieler Herz-frischenden Reben!

 

sey mir willkommen, ausländischer Gast,

Freuden-Freud, Glückes-Wirt, Diener der Liebe!

sey nur mit Blumen und Blättern gefast,

 

deine hieherkunfft nicht länger verschiebe!

alle verlangbare Schätze du hast.

Dir ich die Krone der Lieblichkeit giebe.

 

 

IX.

 

Das schöne Blumen-Heer, geht widerum zu Feld,

um Ruch und Farben-Pracht recht in die Welt zu streiten:

des Laubes Lorbeer-sträuch bekränzen’s aller fetten.

Dryaden schlagen auf die kühlen Schatten-Zelt.

 

Es ist mit Lieblichkeit verguldet alle Welt.

Die Freuden-Geister sich ganz in die Lufft ausbreiten.

Die Welt-regirend Krafft, will alls in Freud verleiten.

Die süsse Himmels-Füll sich etwas Erdwerts hält:

 

Es weist die Ewigkeit ein Fünklein ihrer Schöne,

ein Tröpflein ihres Saffts, ein Stäublein ihrer Zier.

Dis lieblich kosten macht, daß ich mich erst recht sehne,

 

und lechz mit dürrer Zung’, und heisser Gier nach ihr.

O Frühling, Spiegel-Quell, du netzest und ergetzest,

aus Erd in Himmel-Lust die Seele schnell versetest.

 

 

X.

 

Durch diese holde Blum, riech’ ich des Schöpfers Liebe.

aus jener hohen Farb, strahlt seiner Schönheit Schein.

Er hauchet, mit dem West, mir seine Süßheit ein.

Auf Rosenblättern, er sein sanfftes Herz beschriebe.

 

Sein Güte, mir zu gut, sich durch die Schoß austriebe.

Es fliest aus seiner Brust der Seelen-Kähle Wein,

macht alle Lieblichkeit vollkommen gut und rein,

die ohn den Lebensgeist ein tode Lust nur bliebe.

 

Er macht ein Wasserwerk, begiest mit Gnaden Safft

die Sternen-Schal, und machts in uns aus ihnen springen:

von uns, im Jubel-Thron, durch hohe Danckes-Krafft,

 

die Glück-vermehrten Ström empor auch wider dringen.

Es ist die ewig Ruh allein dahin bemüht,

daß uns in allem Ding ihr Lieb erscheint und blüht.

 

 

XI.

 

Die Bäume nicht allein, mein Herz will auch ausschlagen.

die Hoffnung treibt hervor manch frisches Trostes Blat.

Der Hohen Güte Hitz sie aufgeblasen hat.

Es pflegt des Geistes West sie hin und her zu jagen.

 

Die Freudenblüh folgt auch mit innigem behagen,

versichert, in dem Sinn, der süssen Frucht der That.

Die Hönig-Macherin hat guten raum und statt,

die Gott-erhebend Seel’ ihm Lob und Preyß zu sagen.

 

Sie sauget Safft und Krafft, aus Bücher-Blumen-Brust;

und baut dem Wachs-Pallast, die Leut-erleuchtend Lehre:

erfüllt mit Geistes-Thau, mit Himmel-Hönig-Must,

 

der Seelen Kählen süß’ und fliest zu Gottes Ehre:

was irdisch hier geschicht, ist Geistlich mir in Sinnen:

nur in das Ewig ziehlt, mein wunder-freud Beginnen.

 

 

XII.

 

Frühling, Fürst der Jahres-Zeiten, allerschönster Sonnen-Sohn,

Rosen-Vatter, komm herzu! schau, die neubekleidten Wiesen

prangen in der Hoffnungs-Farb: Ach erhebe nächst bey diesen

die Grün-weissen Lauberhütten, deinen Blühgestickten Thon.

 

Aus den bundten Tulipanen, mach die glänzend Lenzen-Kron.

Ach daß die verliebten West von sich Blumen-Biesem bliesen!

Billich, vor dem Steinern Pracht, Gärten-Schmelzwerk wird gepriesen,

komme, Früling, frölichs Wesen! dir rufft schon mein willkomms-Thon.

 

Mein’ in Ruh verliebte Sinnen, wünschen keinen Hoheit-schein,

als der Sonnen Klarheits-Glanz, seyn in und mit sich vergnüget.

In der Rosen Purpur-Tracht, all ihr Pracht und Hoffart liget.

 

Bässer ist, als welt-beherrschen, Tugend ihr Leibeigne seyn

Sorgen frey und Freyheit voll seyn die frischen Kränz der Erden,

hegen süsse Tugend-Ruh: Güldne Regen, Angst-Beschwerden.

 

 

XIII.

 

Die lieblichst Musik ist, wann Zeit und Freud einstimmen,

wann Herz und Lufft zugleich, still, klar und heiter seyn,

wann man zugleich empfind der Sonn’ und Wonne Schein,

wann die Gedanken mit dem Schwalben Wolkan klimmen,

 

und mit dem Sternen-Glanz, die AndachtsFunken glimmen.

Dann flicht sich Lorbeer-Lob in alle saiten ein,

und herrscht der Herzen Heer in seinem Thron allein,

und ist der Tugend Flug erschwungen ihn zu rühmen.

 

Ich brauche mich der Zeit, O Ewigs Wunder wol,

du herz-vertheilte Lieb’ und eingeherzte Flammen!

Ach unerschöpfte Quell, vollkommen doch beysammen!

 

ich fühl und will wol viel, kan doch nicht, wie ich sol,

dich preißen: Ach verleih solch überschwänklich Krafft

zu loben, als du mir liest fliessen Freuden-Safft!

 

 

XIV.

 

Über ein Lustbringendes Regenlein

 

Der Regen schadet nichts, als daß er uns die Lust

nur tausendmal verschönt, und angenehmer machet.

Die Sonn, nach hartem Strauß, mit klaren Strahlen lachet.

der himmel senget nur die erd mit seiner Brust.

 

Er ist der Nectar Tranck, der Lust-erweckend Must.

Er schläfft die Sonne ein, daß sie nur frischer wachet.

Der kurz-verdeckte Schein, mehr Gier und Zier ursachet;

Entziehung, wünschen mehrt; wie jederman bewust.

 

er ist des Himmelsgeist, der sich hell distilliret:

der Balsam, der die Welt mit Blumen Ruh erfüllt,

wann Gott der Wolken Glaß zerbricht, mit Freuden quillt;

 

Als Himmlische Tinctur, mit gold die Erden zieret.

es ist der Segensafft, aus GOttes Mund herfliesset:

des Wollust-Nutzbarkeit, das ganze Land geniesset!

 

 

XV.

 

Sonnen-Lob

 

Du Sternen-Kaiserinn, des Himmels wehrte Krone,

das Aug der grossen Welt, der ganzen Erden Seel,

der Strahlen Mittel-Punct, die Lust- und Schönheit Quell,

das Leben aller Ding, der Klarheit strahlen Throne,

 

du Leut-erleuchterin, du Schatz-Haus aller Wonne,

des Höchsten Spiegel Glaß (nichts zeigt ihn also hell,)

der stäten Regung Bild durch deine schnelle Schnell’,

du göldner WunderBrunn, du sonderliche Sonne!

 

Ein Schiff, auf dem uns GOtt die Lebens Güter schickt;

sein Wagen, der zu uns den Himmels-Segen führet:

der Zeiten König bist, der Tag’ und Jahr regiert,

 

des edle Gegenwart die Länder sehr erquickt

du schöner segen-Baum, den GOttes Hand gepflanzet!

aus deiner Strahlen-Blüh, des Schöpfers Schönheit glanzet.

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf den Geistlichen-Wortes-Donner:

von Greiffenberg                          im grösten Donnerwetter / im Garten

1633 -  1694                                       

DV starker Donner-GOtt! gib deinem Donner-Kraft /

dem Herz durchdringungs-Wort; daß man die Geistes-Blitze

darauf erblick' / und fühl' auch die Einschlagungs Hitze /

daß allen Herzen-Stolz es strack danider rafft!

   

das Donner-prastlen hat Bekehrungs-Eigenschafft /

weil GOttes Gegenwart im Schrecken hat den Sitze.

Es ist voll Fruchtbarkeit diß schröcklich Lufft geschütze:

So ist sein Eyfer auch mit Gnaden-Krafft behafft.

   

Der Wunder-Strahl / sein Wort / verletzt der Seelen klingen /

dem Leib die scheiden nicht; das stark' ist nur sein Ziel.

Sein Geist-Subtiligkeit kan unvermerkt durchdringen.

   

Zu zeiten durch den Schall zu fällen ihm gefiel.

Behüt uns nur / O GOtt / vor Wolken Donnerschlägen:

Durch deine Wortstreich wollst bekehrend uns erlegen!

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die liebliche Sommer- und Ernde-Zeit

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        O Wunder-GOttes Güt! die in die Erd sich senket.

Sie grünt und prangt hervor / in Nahrung-reicher Art.

die Allmacht hat mit ihr sich in die Erd gepaart:

aus deren Würkung GOtt / uns diese Gaben schenket.

   

bey iedem Sichelschnitt / ists billig / daß man denket

an GOttes Gnaden Mäng' und Lob zum wundern schaart.

So wenig ja den Dank / als er den Segen / spaart!

sein Gnaden-Herz sich ganz auf uns zu giessen lenket.

   

Ein schallends Ehren-Lob soll aus den Halmen gehn /

weil seiner Ehren! voll die Erd' / und was sie träget.

Am Lebens Mastbaum soll der Lobes-Segel stehn:

   

Der Freuden-Seufzer-Wind ihn lieblich süß beweget.

So sammlet GOttes Lieb / durch diese Erdenfrücht:

und schüttet dafür aus / sein Lieb- und Lob-Gerücht!

 

 

 

                        Auf eben dieselbe

 

                                               DV tägliches Wunder und Gnaden-Beginnen /

du Erde voll heimlich und Himmlischer Krafft /

voll unseres Lebens und Hortes Wort-Safft!

die Göttlichen Strahlen Lieb-wallen darinnen /

   

biß daß sie gekörnet den Ausgang gewinnen /

mit sättigem Segen und Leben behafft /

den unsere sichere Sichel weg rafft.

Sein Gnaden-Lob lässet sich niemal aussinnen.

   

Man fühlet / mit Essen / sein Lieblichkeits-Lust

in jeglichem Bröslein ist Allmacht vorhanden.

Es wär uns kein Segen noch Leben bewust /

   

wann jene nicht neben den Speißen gestanden.

Das Sichtbare / weiset unsichtbare Ding /

daß jenes aus diesem unmerkbar entspring.

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die Fruchtbringende Herbst-Zeit

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        FReud'-erfüller / Früchte-bringer / vielbeglückter Jahres-Koch /

Grünung-Blüh und Zeitung-Ziel / Werkbeseeltes Lustverlangen!

lange Hoffnung / ist in dir in die That-Erweisung gangen.

Ohne dich / wird nur beschauet / aber nichts genossen noch.

   

Du Vollkommenheit der Zeiten! mache bald vollkommen doch /

was von Blüh' und Wachstums-Krafft halbes Leben schon empfangen.

Deine Würkung kan allein mit der Werk-Vollziehung prangen.

Wehrter Zeiten-Schatz! ach bringe jenes blühen auch so hoch /

   

schütt' aus deinem reichen Horn hochverhoffte Freuden-Früchte.

Lieblich süsser Mund-Ergetzer! lab' auch unsern Geist zugleich:

so erhebt mit jenen er deiner Früchte Ruhm-Gerüchte.

   

zeitig die verlangten Zeiten / in dem Oberherrschungs-Reich.

Laß die Anlas-Kerne schwarz / Schickungs-Aepffel safftig werden:

daß man GOttes Gnaden-Frücht froh geniest und isst auf Erden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Verlangen / nach der herrlichen Ewigkeit

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        SChwing dich / meine Seel' / in Himmel / aus der Eitlen Zeitlichkeit!

schwing dich hin / woher du kommst / wo du auch wirst wider bleiben.

Wollst mit süsser Denke-Lust deine weil dieweil vertreiben:

biß du wirst ergetzt / versetzet in die Zeit-befreyte Zeit.

   

Ach ich meyn die Ewig-Ewig-Ewig-Ewig-Ewigkeit /

in die der belebend Tod wird entleibend einverleiben.

Vnterdessen soll mein' Hand was von ihrer Hoheit schreiben /

von der nie gefühlten Fülle / ihrer Erz-Herz-süssen Freud.

   

Krafft und Safft der Ewigkeit / die aus und mit dir entsprungen /

der du Vnursprünglich lebest und dahero Ewig bist!

leg die künfftig Wunder-Wonn' in den Mund und auf die Zungen

   

daß ich klärlich herrlich schreibe / wie dein will ohn Ziel dort ist /

uns mit dir / dem höchsten Gut / zu vereinen unverdrungen.

Komme wider / komm hernider / zum Gericht gerüster Christ!

 

 

 

 

Catharina Regina                   Über Gottes wunder-Beherrlichung

von Greiffenberg                   in der Schwachheit

1633 -  1694

Mit Thränen-vollem Aug, sag’ Ich: Ich glaub! zwar schwach.

Ach hilff mir starker Gott! dein’ Ehr wird mehr erscheinen,

wann du mit deiner Krafft beherrlichest die kleinen.

Durch schwache, wunder thun, ist eine GOttes Sach.

 

Den hellen blitzen folgt, ein starker Donner, nach:

von sanfften Lüfftlein kan man kein gewalt vermeinen.

Dich einig rühmend, muß man Menschen Krafft verneinen,

bekennen auch daß fließ vom ursprung dieser Bach.

 

Ach Höchster! deine Krafft wird ja so klar sich zeigen

in meiner nichtigkeit, wie ein schön Angesicht

eim klaren brunnen weist sein Ros- und Lilgen-Liecht.

 

Es ist ja nicht die quell, der solche schönheit eigen!

sie würket nichts, als daß sie rein und stille bleibt.

Also mein Glaub, wann GOtt sein wert in solchem treibt.

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die Göttliche Gnaden- und

von Greiffenberg                   Wunderhülff-Hoffnung

1633 -  1694

Ich weiß nicht, was noch wird aus meinem hoffen werden?

der Trost bleibt unverrückt: nichts schicket sich dazu.

Es läßt mir, in dem Geist, mit wünschem keine Ruh.

Ich fühl stäts innen Trost, und aussen nur beschwerden,

 

werd’ immer mehrers loß von allem Trost der Erden.

Ich hoff, ich harr, ich wart, von ein zum andern nu

auf dich, mein Himmlisch Herz. Ach, Deo glori, du

kanst mich beleben recht, nach tödlichen gefärden.

 

Ach denk, daß sehnen stets und nicht gewähret seyn,

sey Herz-versehrungs.schmerz und halbe Höllenpein.

Betrachte, daß auch nichts beständigers gefunden

 

auf Erden werden kan, als meine treue brunst.

har doch standhafftigkeit Gott selber überwunden,

in jenem Armen Weib. Schenk mir auch deine gunst!

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die unbegreiffliche Glaubens Art

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Vergessestu schon nicht, mein Herz, das was du glaubest:

schadt nicht; deß Glaubens Art, ist unbegreifflich seyn.

Das ist sein gegenstand, was wider allen schein.

Durch ursach aus vernunfft, du ihm sein wesen raubest,

 

sein’ Allerstreckung in zu änge schranken schraubest.

Vernunfft und die Natur, sind ihm zu kleiner schrein.

Nur Gottes Macht, güt, wort, begränzen ihn allein,

die unbezielbar selbst. Doch, wann du ihn belaubest

 

mit Lorbeern, die der Geist in dich gepflanzt hat,

und ganz gelassen läßt vollbringen seine that:

so wirstu hinden nach sein wunder würkung sehen.

 

Ach glaubestu doch GOtt der überschwänglichkeit,

den nicht befassen kan das ganze Erden-weit!

warum woltst nicht in dem entgeistert güt-hoch gehen?

 

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Ruhe der unergründlichen Verlangen

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Nur ruhe, meine Seel’ in Gottes tiefen wunden.

Versenk all deine bitt’, in seinem Meer voll Blut:

die kleinheit deiner sach’, in diß Allwesend Gut.

Was das geschöpf versagt, wird in dem Schöpfer funden.

 

Sihstu  schon keinen trost in dieser Erden-Runden:

wiß, Gott ist größer noch, als sie, dein Herz und muht.

Die wunder er allzeit auf über-Irdisch thut.

Ihr wesen wird daraus, wann alles seyn verschwunden.

 

Wann Geist-erforschung schon sich weiter nicht erstreckt,

so laß sie sinnen in des Glaubens Süßheit schlaffen:

dann wird dir Gott daraus ergetzlichkeit erschaffen

 

und angenehme Freud, wann er dich wider weckt.

Traustu dir höher nicht durch Hoffnung aufzufliegen

 

                                                    warheit

so bleib’ im tieffen grund der < Allmacht > Gottes liegen

                                                    Güte

 

 

 

 

Catharina Regina                   Über mein unablässliches verlangen und hoffen

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Ach unnachlässlichkeit, Gesellschafft meines Herzen!

auf irdisch hast verknüpft, den sonmst so freyen Geist:

viel eh er aus dem Leib, als deinen banden, reist;

leidt unerleidbarkeit, verschmerzet alle schmerzen.

 

Ja, die Welt-änderung ist Ihm ein bloßes scherzen:

Wann Atlas, der sein Ziel, der Donner schon zerschmeist,

das schicksel neue Berg’ auf ebner Rennbahn weist:

noch brinnet ewig hell die hohe Hoffnung-Kerzen.

 

Du Erden-Ewigkeit, du starke Engel Tugend,

Ach allbesiegende unüberwindlichkeit!

du weisest deine Krafft in meiner zarten Jugend.

 

Mir wird dadurch mein wunsch, dir Ehr durch mich, bereit.

Fahr’, Edle Freundin, fort! wann Höll und Welt zerspringen:

so soll uns unser sach, ob GOtt will, doch gelingen.

 

 

 

 

Catharina Regina                   In vielfältiger Widerwertigkeit

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Mein tausendfache Noht, dein tausend tausend Heil,

O über-guter Gott, demütiglich anflehet.

Mein’ Elends-tieffe bey dem gnaden-Sandberg stehet:

würd nur ein Körnlein groß von diesem mir zu theil!

 

doch ist die Allheit hie um nichts (O wunder) feil:

der Glaub’ all ihre Krafft, ja selbsten sie, empfähet.

Die Seeligkeit der Geist in diesen Segel wehet,

der in den Hafen bringt das Schiff mit Pfeiles-eil.

 

Ich bin bereit im Port, und mein Port ist in mir,

auch mitten in dem Meer: was darf die Flut mich scherzen?

Ich hab’ an Jesu Christ das Land und Strand im Herzen.

 

Den Schiffbruch fürcht ich nicht, geschäh’ er auch nun schier.

in meines Jesus Schoß, in GOtt des Vatters Hände,

und in des Geistes freud’, ich mit dem Geist anlände.

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Glaubens Erkäntnus

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Ich thu einen Glaubensblick, in das flammen volle Herze

meines allerliebsten JEsu, sih mit feuriger begier

die gewährung drinn gemahlet. Solche zu vollziehen schier,

eilet sehr sein flügel-will, abzuhelfen meinem schmerze.

 

Mein Hülff ist dem äusserst ernst, dem der Weltbau nur ein scherze.

Seiner gnaden Meer liebwallet, sich bald zu ergiessen mir.

Ja die wunder ring-und dringen, welches erstlich komm herfür.

Mein Gebet und flehen, ziehet Gottes Allmacht Erden werts.

 

Ja der in mir seuffzend Geist kan, als wahrer Gott ihm geben,

um was er in mir selbst bittet, seinen, seinen wunsch er selbst erfüllt.

Was sie hat in mir erregt, seine Allmacht löscht und stillt.

 

Ach es pflegt bey iedem wort Allverschaffungsmacht zu schweben.

Was die selbste warheit saget, und die wesend macht ausspricht,

kan ja anderst nicht als werden, sonst wär Warheit Warheit nicht.

 

 

 

 

Catharina Regina                   Glaubens Unabläßlichkeit

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Solt sichs noch tausendmal unmöglicher anlassen,

ja ich und alls vergehn: noch gleichwol glaub’ ich fort.

Ich bind den Hoffnungs Stamm’ ans unvergänglich Wort,

das wird mein Glaub’ im Tod, ja gar im Grab umfassen.

 

Es hat die güte sich verstricket solcher massen,

daß auch die Allmacht selbst findt kein entrinnungs Ort.

Ja, sie ist selbst viel mehr, der Gnad’-und Warheit Port,

und ihrer Hoffnung frucht, die wir im Geist offt aßen.

 

Sie ist vollzieherin des Gnaden-Wunder Schluß:

und wie die Güt der Grund, so wenig dieser, weichet,

so nöthig sie dem Pfad der Warheit folgen muß.

 

Ob die Regirung schon ob allen urtheiln streichet,

dermassen wundert, daß sie alle Ziel zerreist;

so siegt aufs herrlichst doch die Warheit, in den Geist.

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Unwiderlegliche Glaubens-gründe

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Wie kan ich, weil ich mich, auff Gott allein verlassen,

doch unerrettet seyn? ihm alles müglich ist.

Nur das nicht, daß er deß, der ihm vertraut, vergißt;

sein seyn pflegt alle ding, nur dieses nicht, zu fassen.

 

Daß sein verheissen fähl, unmüglich ist dermassen,

daß, eh als sie, die Erd’ und Himmel brechen müst.

Sie ist gewisser, als du selbst im Wesen bist.

Doch ihr’ erfüllung reist die unerhörtste straffen.

 

Sie schwindet in der Hand, wann man sie sicher hält.

Und wann sie über Meer, nach unserm Sinn, entfernet,

sie, als ein wunder Geist, uns in die Hände fällt;

 

im Augenblick verlischt, bald wider neu besternet.

Diß treibt sie, bis man sich in alle wendung schickt;

dann klar und offenbar beständig sie erquickt.

 

 

 

 

Catharina Regina                   Über Gottes Wunderführung

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Du wunder Heiligkeit, und Heilig hohes Wunder!

du machest alles wol, und siht doch seltsam aus.

Offt, wann du segnen wilst, komt erst ein starker Strauß.

Wann Hülff erscheinen soll, geh’n offt die Mittel unter.

 

es fället offt in Brunn der helle Hoffnung Zunder.

Entgegen gibt die See, ein Fünklein offt heraus.

Voll wunder-Liechter ist, GOtt, dein vorsehungs-Haus.

Dein’ Obacht ist auf uns, mit stäten Sorgen, munder.

 

Die Insul ist bereit, eh man zu Schiffe geht,

wo nach dem Schiffbruch uns das Meer pflegt auszuwerffen.

Von dem, den du beschützt, der Wind die Kugeln weht.#

 

nicht weiter, als du schaffst, die BGlitz’ hinblicken dorsten.

Du lenkest alle Ding’, und übergiebst den Sieg

Dem Glauben, daß ihm, dir zu Ehren, alls erlieg.

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Über ein zurück gegangenes

von Greiffenberg                   doch Christlich- und heiliges Vornemen

1633 -  1694

Ich sitze ganz betrübt in diesem grünen Zelt,

muß in der Hoffnung, mich des hoffens ganz verwegen.

Der Himmel ist der Erd geneigt, und mir entgegen,

nimt mir das, wo Er, mit verehrt die ganze Welt.

 

Hat alles seinen Lauff: mein Glück Er nur aufhält,

pflegt dessen Ringel-Pferd viel wehrzäum einzulegen.

Das Schifflein wird verfolgt von tausend Wellen schlägen:

unsäglichs Widerspiel den Port-einlauff einstellt.

 

Doch ist mein Herz ein Felß, an welchem alle Wellen

unwürklich prellen ab. Mein Schluß, ist ohne Schluß.

Werd ich auch schon genetzt von meiner Thränen quellen:

 

mein Felsenhffter Sinn jedoch nicht weichen muß,

will, läßt mich Unglück nicht in wunsches-Hafen lauffen,

ehe ichs verlaß, mein Liecht umarmend eh ersauffen!

 

 

Auf berührtes verhindertes Vornehmen

 

Wie? will der Himmel nicht gerechten Anschlag segnen?

ist denn nicht, wie zuvor, der seelig, der ihm traut?

wie daß das Widerspiel man hier so klärlich schaut,

daß dem, des Hoffnung GOtt, alls Unglück muß begegnen,

 

Ein ganzes Jammer-Meer die Sternen auf ihn regnen:

je mehr in Schlamm er sinkt, je mehr er auf ihn baut,

und sich nur mehr und mehr im Unglücks Paß verhaut.

Viel besser geht es, Ach! den Gottlos- und verwegnen.

 

Nein, nein, mein Sinn, du irrst! schweig’ und bedenk’ ihr Ende.

Denn, auf das schlüpfrig’ Eiß hat sie der Herr gesetzt.

Der Ruhe-bringend Streit viel sicherer ergetzt,

 

als wann vom Vectar ich zum Acheron anlände.

Das gute, daß das höchst Gut nicht befördern will,

ist nicht gut, oder hat noch nicht erreicht sein Ziel.

 

 

Gänzliche Ergeb- und Begebung

in und nach Gottes Willen, in dieser und allen Sachen

 

Der Himmel ist gerecht. Möcht’ auch mein Herz zerspringen

vor Leid und Schmerzens Angst, noch gleichwol sag’ ich frey,

daß wunder Heiligkeit in seiner Schickung sey.

Mir muß, will mir schon nicht mein WUNSCH; SEIN Lob gelingen.

 

Will ihm den Siegs-gesang, auch unterligend,singen:

den sein Will hat gesiegt, und meiner fällt ihm bey.

Mit ihm untrennlich Er soll bleiben einerley:

kan überwunden so den Sieg auf mein Ort bringen.

 

Gehts ohne Schmerz nicht ab, geschichts nicht sonder Thränen:

denk, daß du um so viel, mehr freuden Aehren kriegst.

Das gegenwärtig man zu opfern muß gewähnen

 

der Künfftigkeit, das du hernach mit Lache siegst.

Mustu dich hier, mein Herz, der Tugend unterwerfen,

ein kleines dort wird dich nichts mehr betrüben dörffen.

 

 

Auf berührte Verhinderniß

 

Ach Allerfülltes All, stät gegenwärtigs Wesen!

was wünsch’ ich Ziel und Ort? du aller Orten bist.

Umsonst mir von der Welt bis Glück verstöret ist.

Hör ich dich reden nicht: kan ich dein wort doch lesen.

 

Ey was! du predigst selbst, und machst die Seel genesen.

Mein Herz zum Predigtstul un Kirchlein ist erkiest.

Trotz, Welt und Teuffel, mehr, mit aller deiner List!

der Höchste macht das bäst aus deinem gifftigstbösen.

 

gönnst mir den Schatten nicht, so gibt er gar den Schein.

Dunkt dich der Stern zu viel, so schenkt er gar die Sonne.

Fort, fort, entsagter Feind, mir kleines Glück mißgonne!

 

beneid’ ein Tröpflein so: schenkt Gott ein Schalen ein.

GOtt läßt kein Glück zurück’ ohn reich’ erstattung, gehen.

Das stürmen, so mich irzt, muß mich in Hafen wehen.

 

 

Auf eben selbe

 

Wer GOtt und gutes liebt, muß alls zum bästen kommen,

wie bös es sich auch zeigt, was quälen es verführt,

Im ärgsten stechen es den Stachel selbst verliert.

Das bös und Übel selbst, muß doch den Fromen, frommen.

 

Mir wird das Bächlein nur, die quelle nicht, genommen.

Das ganze Weißheit-Meer von dieser Urquell rührt,l

wird, in der Wüsten auch, so bald ein Bach gespürt,

von dem das flache Feld wird fruchtbar überschwommen.

 

Was man mir nemen will, das hab’ ich überall.

Trutz, daß der böse Geist dem Heiligen verbiete,

hell zu durchleuchten mich, mit seiner Weißheit Stral!

 

sein Boßheit anlast den, zu doppeln seine Güter

Er will, durch fremde nicht mir, sondern in Person

entdecken seinen Schluß und zeigen seinen Thron.

 

 

Auch auf selbe Begebnus

 

Wer will, der mag den Wind verhinden:

Er unterfangt Unmüglichkeit.

Der Geist ist doch von mir nicht weit,

macht man schon Ort und Port verschwinden.

 

Er bleibt nicht, bleib schon ich, dahinden:

ist stäts mit Gaben mir bereit,

mich zu erquicken jederzeit.

Er läst kein Creutz sich überwinden.

 

Mein standhaffts Herz ist seine Klufft,

wo Er der liebsten seelen rufft.

Jauchz’ ich schon nicht mit etlich tausend:

 

Ey so vertritt sein’ Allheit mich,

so unaussprechlich seufz- und sausend,

daß ich sie spüre regen sich!

 

 

 

Catharina Regina                   Über des Creutzes Nutzbarkeit

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Ein schöne Sach, im Leiden Früchte bringen!

die Edlen Stein, zeugt die gesalzne Flut.

Es wird das Gold vollkommen in der Glut.

Aus hartem Felß die süssen Brunnen springen.

 

Die Rose muß her durch die Dörner dringen.

Die Märtyr-Kron, wächst aus vergossnem Blut,

aus Plag’ und Streit der Christlich Helden-muht.

Wer hoch will seyn, muß nach der Hoheit ringen.

 

Frucht in Gedult, ist köstlich, aber schwer.

In Winters Zeit, schätzt man die Frücht vielmehr:

weil seltsam ist, sie damals zu erlangen.

 

Wen sauß und drauß, wen knall und strahl nicht irrt,

zum Himmels-Port der Tugend-Frücht’ hinführt:

der wird mit Preiß der Creutzbesiegung prangen.

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die verfolgte doch ununtertrückliche Tugend

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Es ist die gröste Ehr’, unüberwindlich seyn,

und sich auf Herculisch dem Unglück widersetzen.

Am widerstandes Stahl, muß keckheits Schwerd sich wetzen,

damit es schärfer wird, und krieg den Heldenschein.

 

Der Lorbeer widersteht dem Feur und Donnerstein.

Die Tugend lässet sich von Boßheit nicht verletzen:

was? die pflegt sie viel mehr zu wundern anzuhetzen.

Die Noht und Unglück, ist der Tugend wunderschrein.

 

Was zieret Cyrus Sieg? die widerstandes Waffen.

Es kriegt, durch Kriegen nur, Philippus Sohn die Welt.

Den Zepter, Cesar auch, erst nach dem Streit erhält.

 

Nicht faulen Siegern nur, ist Cron und Thron beschaffen.

Drum biet der Noht die Spitz’ und laß dich nichts abwenden:

es schwebt schon über dir, die Kron in GOttes Händen.

 

 

Auf eben selbe

 

Bey sanfft gelindem wind, ist leicht, den Port erlangen:

doch, wann Charybdis bellt, und Scylla uns verdreht,

wann dort ein Wellen-Berg, hier ein Meer Abgrund, steht,

und man kommt doch zu Land, dann kan man recht Siegprangen.

 

Nach langer Seefart, hat das goldne fell entfangen

der dapfer Jason. Preis aus schweiß und fleiß aufgeht.

Dann, keine frucht, ohn Zucht, die Tugend nie entsäht.

Dann heißt es sieg, wann man die Welt-gefahr umgangen.

 

Man muß aus Ilium, wann solt die Tyber krönen,

auf kohl-und flammen gehn. Creutz ist des Glückes Thor.

Der Unglücks Schatten kan, ein Wunderbild verschönen.

 

Man schwingt, geborgen, sich viel herzlicher empor.

Die Kron, kommt aus dem Feur, dann auf des Königs Haar.

So wird ein Ehren-Stern aus Unglück und gefahr.

 

 

 

 

Catharina Regina                   Gänzliche Ergebung in Gottes willen

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Mit voller übergab, mit ganzer Herz-entwehnung,

mit Erzgelassenheit es dir geopfert sey!

bin, so unendlich ich verstricket war, jetzt frey,

ohn’ alle heuchellist und falsche Farb-Entlehnung.

 

Will willig, vor die Ehr’, erhalten die Verhönung.

Ohn deinen willen, ist auch meiner nicht dabey.

Wär Leid- und Freuden Art, auch noch so mancherley:

so lass- und dult’ ich alls, um jene Gnaden Krönung.

 

Mein Geist schwämmt nie so hoch in deiner Wunder Lufft.

Er muß sich nider bald zu deinen Füssen lassen.

Mein will zielt, wie er woll, so bleibstu doch sein Punct:

 

geht, zu gehorchen dir, von Stern in Erden klufft.

Es heischt gleich grosses Herz zum lassen, und zum fassen.

Es lesch sich dir zu Lieb, was dir zu Ehren funkt.

 

 

 

 

 

 

Catharina Regina                   Auf die Tugend-bedrängnus-Zeit.

von Greiffenberg

1633 -  1694                                        Schöne Tugend, dich umducke, ziehe deine Krafft in Kiel:

weil der rauhe Unglücks wind, deine Blüh und Blätter senget.

Besser ists verborgen seyn, als vor jederman gedränget.

Hoffnung, wird schon widertreiben, kommet Tugend-Ehrungs ziel.

 

Dein Erz-Ursprung, Gottes Weißheit, hat dieweil mit dir ihr Spiel:

deinen Krieg und Sieg zusehn, dieses Stürmen sie verhänget.

Gleich wie sich das Edle Oel niemal, mit dem Wasser mänget:

deine Krafft empor so schwebet, welche nie gen boden fiel.

 

Tugend ist ein Spanisch Rohr, brich nicht, wann man sie schon bieget.

Ja der rechte Eysen-Stein, der, auf alle weiß verkehrt,

seines Herzens wunsche-spitz, nach des Höchsten Willen füget.

 

Allen stürmen ist unmüglich, das ihr werd diß Ziel verwehrt.

Wann auch Schiff und Uhr zerbrochen, sie am Grund im Letten  ligt:

wider Meer und Wetter toben, sie doch, Gott zuzielend, siegt.