1633 - 1694
JEsus
sey nur du mein Trost / sonst mags wie es will ergehen.
Hab
ich dich / so hab' ich alles / du mein liebster JEsu Christ!
meines
Lebens Krafft und Stärke / ja mein Leben selbst du bist.
laß
mich / JEsus / dieses Jahr / wol in deinen Gnaden stehen.
Laß
dein grossen Sternen Raht mächtig in der That mich sehen.
deiner
Gnad' und unserm Glauben / keine Sach unmüglich ist.
vor
dir ist / wie Spinnenweben / aller Menschen Macht und List.
Sprich
nur über meinen Wunsch / dein Krafftwort: Es soll geschehen!
Meine
Hoffnung hat geblühet etlich Jahr: gieb / daß sie heur
Glück
und Freuden Früchte bring. Ach was kan ich mehr verlangen.
hab'
ich doch die köstlichst schon / dein liebheißes Blut / entfangen!
ist
auch was auf dieser Erden / das so köstlich / süß und theur?
JEsulein
/ es bleib dabey! laß mich nur in Gnaden stehen:
Sonst
mag alles / wie es will / in der ganzen Welt ergehen.
1633 - 1694 der Mond in
Schützen gegangen
ACh
triff / ach triff das Ziel / du Himmlisches Absehen /
du
Lieb-erhitzter Schütz' / in meiner Glückes Scheib'!
ich
meyn dein' Ehr' und Lob / daß ich es Herrlich treib:
laß
es von meinem Mund / wie Pfeil vom Bogen gehen!
laß
keinen Vnglücks-Wind es von dem Zielflug wehen.
Gib
/ daß es Sonnen-stät in seiner Kreiß-Reiß bleib.
Vnd
wann der Bogen schon zerspringt / mein schwacher Leib /
acht'
ich es nicht: bleibt nur mein guter Vorsatz stehen.
Ach
heb' an / auf das Neu' im Neuen Jahr zusegnen /
weil
tausend neue Pfeil der Teuffel ihm bereit.
Dräh'
ihm sie selbst ins Herz. Laß mir dafür begegnen
der
Gnad' und Hülffe Heer / das es mich stäts geleit.
Laß
/ wie auf Gedeons Fell / auf mich dein Segnen regnen.
Mit neuer Hülff' erschein / in Neuer Jahres
Zeit.
1633 - 1694
WAs
ists / daß ohne Müh der HERR im Meer so gehet?
weicht
dann das nasse Glas / die schnelle Welle / nicht?
Nein!
sie ist Demant-hart / zu tragen den verpflicht /
der
samt der Erd sie trägt / so lang die Welt bestehet.
Wie
daß kein Wirbelwind herwehend ihn ümdrehet!
Er
macht den Wind geschwind verschwinden / wann Er spricht;
ein
Wort ihm alsobald sein rasends blasen bricht.
Ist
doch sein Mund der Grund / draus erstlich Er gewehet!
welch'
eine Tieffe / seht / jetzt auff der Tieffe schwebt!
die
unerschaffliche / auff dieser die erschaffen /
die
zuverschlingen auch / die erste / schon anhebt:
weil
ihre Macht / sie macht vor ihrer gänzlich schlaffen.
Es
ist das ganze Meer ein Tröpflein seiner Witz:
wie
leicht vertrocknet es der GOttheit heller Blitz.
1633 - 1694
JEsu!
deine Wunder / wundern und bestürzen mich so sehr /
das
ich / stummer / als der Stumm' / eh du ihm die Sprach gegeben /
steh'
im zweiffel / welches ich zu erheben an-soll' heben.
Ja
/ sie mehren in den Händen / leitend sie / sich mehr und mehr.
Lauter
sonder-Seltenheiten sih' ich / wo ich mich hinkehr:
höre
/ was sonst unerhört / die gestorbenen beleben:
Blinden
/ das Gesicht und Liecht / Seelen-Sonn und Wonn darneben /
geben
/ gleicher weiß den Tauben das Gehör / zu Gottes Ehr.
Krumme
/ lauffen wie die Reh auf der Allbewegung lenken.
auch
der Aussatz lässt den Platz / deine Allmacht macht ihn rein.
Keine
Sach' unüberwindlich / soll man / dir zu seyn / gedenken.
Du
beherrschest alles / alles muß dir Dienst-gehorsam seyn.
Doch
in dem so über-Mild du dein Herz uns pflegst zuschenken:
zeigest
/ daß dir könne gleichen deine grosse Güt' allein.
1633 - 1694 MEin auserwehltes Blut / ach mein
Erlösungs-Safft!
wo
find ich Herz / wo Wort / zu lieben und zu loben
solch
unerhörter Treu Herzschmerzlich hohe Proben /
wann
mir vom Himmel nicht wird Preisungs-Krafft verschafft.
O
Lieb'-Angst-heisser Schweiß / des Heiles Mark und Krafft /
durch
Herz-geschmelzte Angst mit Schmerz heraus geschoben!
es
solt GOtt seinen Sohn ja haben überhoben!
viel
fäster unser Heil / als sein Herz / in ihm hafft:
denn
dieses wird zerschmelzt / und jenes mit erlanget.
Ein
jedes Tröpflein ist ein Spiegel seiner Huld.
Die
Göttlich Majestät aus dieser Blut-Angst pranget:
dieweil
er nicht vergieng / ertragend' aller Schuld.
Ach
Blut! komm mir zu gut / in meinem Seel-Abscheiden:
wollst
auch / im Weltgericht / mich in dein Purpur kleiden!
1633 - 1694 ZErflöße dich mein Herz / und fließ in
seine Wunden
bey
heißer Liebesglut / füll diese Hölen zu.
in
seinem Schmerzen / such dein süße Seelen-Ruh:
es
wird der Himmel ietzt in diesen Hölen funden.
Mit
seinem Leben / ist der ewig' Tod verschwunden.
Du
zeigest gar dein Herz! du Herzen-Tröster du /
das
Gnaden Wunderwerk! ich sah in meinem nu /
sein
Herzen-Paradeiß / in dem die Seelen stunden.
Ach
JEsu / deine Lieb ist gar zu Göttlich-groß /
unfaßbar
/ unerreicht / unglaublich wolt ich sagen:
wann
durch den Glauben nicht Ihr Erzseyn sie ausgoß.
Ach
solst du solche Schmach und Noht und Spott ertragen /
vor
deine ärgsten Feind' / uns arme Erdenkloß?
doch / was will man den Brunn üms
Bäch-ergiessen fragen?
O Guldne Blutes-Münz / ach du allgeltends
Geld
das
mein' und aller Welt ihr Sünden-Last aufwäget!
auf
jedem Tröflein / ist mein Seeligkeit gepräget /
und
das Haupt-gütig Bild / der höchste Sieges-Held.
Die
schaue-Pfenning wirfft man aus in alle Welt /
aus
seiner Wunden Thron / der Gold und Silber heget /
dem
Blut- und Wasser-Strom. Die Jahrzahl man drauf schläget /
die
Ewig' Ewigkeit / der Nach-Welt stäts vermelt.
Ach
weg mit Geld / und Welt! nur dieses sey mein Schatz /
mein
Theil / mein Erb' und Zier / mein Trost / mein Ruhm und Leben.
Nur
diß nimm' ich mit mir / wann ich sonst alls aufgeben
und
sterbend lassen muß: dis hat im Schifflein Platz /
ja
/ dieses sey das Meer / auf dem die Seele fähret
in sichern Himmels-Port / in Nectar dann
verkehret.
1633 - 1694 ANbetbars Wunderwerck! will denn das Leben
sterben?
verseucht
die Lebensquell? verlischt das Ewig Liecht?
hat
Saffts und Kraffts Vrsprung / kein Safft und Krafft mehr nicht?
will
Ertz-Erhaltungs-Stärck / selbselbsten hie verderben?
das
Ewig Leben wir von Christus Sterben erben.
Die
äusserst' Eusserung der Gottheits-Krafft geschicht /
die
jetzt im Höllen-Reich Zerstörungs-Werk verricht.
Der
unsterbliche kan unsterblichkeit erwerben
im
Tod; der hat sich mit dem Leben selbst verschlungen.
Aus
JEsu End / erfolgt mein Glücks-Vnendlichkeit.
Es
hat die selbste Stärck durch Schwachheit überrungen
die
stärcksten Menschen-Feind. Der / so des Tods befreyt /
wolt
sterben / daß dadurch das Sterblich' Ewig lebet.
Die
Vrständ-Geister er der Erd im Grab einwebet.
1633 - 1694 DIe Erde konde nicht den jenigen behalten
aus
dessen Mund sie ward. Wie kond Verwesung sehn /
in
dem der Erz-Geist pflegt des Lebens zubestehn?
wie
kond der Sonnen-Brunn / die Vrhitz selbst erkalten?
sie
must' in Mittel-Punct / war sie schon Strahl-zerspalten:
Daß
aus dem Todten-Reich der Lebens-Fürst könt gehn.
Sein
Mund-Lufft wär genug / den Atlas weg zuwehn.
Sein'
Allmacht kan so wol in als auf Erden walten.
Was
wolt dir / starker Leu / der Tod das Mäußlein seyn /
nach
dem du Drachen schon und Tyger überwunden /
der
Sünd und Teuffel Heer? du legst dich nur hinein:
Auf
daß wir auch den Tod im Grab belebet funden.
Dein
Vrständ / schon mein Grab noch ungemacht aufmacht.
Du hast Vnsterblichkeit uns Sterblichen
gebracht.
ENgel! blaset die Trompeten! Seraphinen /
singt und klingt /
Jubil-Jubil-Jubiliret
/ hoch-erfreuter Himmel-Chor!
Sonn'
und Sterne / glänzt und danzet eurem Triumphirer vor!
Berg'
und Hügel / Fels und Thürne / auch in frohen Jauchzen springt!
ihr
für alls beglückte Menschen / weil es euch zu Heil gelingt /
Lobet
/ Preiset / Ehret / Danket / und erhebet hoch empor
den
/ der sich und euch erhebet aus des Todts ins Himmels Chor.
Dann
die Paradeisisch' Vnschuld / sein' Erstehung / euch mitbringt.
Solte
wol die Sünden-Macht dessen Allmacht überstreben /
der
die selbst' Vnendlichkeit? nein sie muß sich ganz ergeben:
sein
verdienstes-Meer kan löschen / nicht nur Fünklein / ganze Feur.
Ach
der lang verlangt' Erlöser tödtet alle ungeheur.
Was
will Welt / Tod! Teuffel / Höll / einem Christen abgewinnen?
die
sind ganz verstört / verheert: Dieser herrscht im Himmel drinnen.
1633 - 1694 DV ungeseh'ner Blitz / du dunkel-helles
Liecht
du
Herzerfüllte Krafft / doch unbegreifflichs Wesen
Es
ist was Göttliches in meinem Geist gewesen /
daß
mich bewegt und regt: Ich spür ein seltnes Liecht.
Die
Seel ist von sich selbst nicht also löblich liecht.
Es
ist ein Wunder-Wind / ein Geist / ein webend Wesen /
die
ewig' Athem-Krafft / das Erz-seyn selbst gewesen /
das
ihm in mir entzünd diß Himmel-flammend Liecht.
Du
Farben-Spiegel-Blick / du wunderbundtes Glänzen!
du
schimmerst hin und her / bist unbegreiflich klar
die
Geistes Taubenflüg' in Warheits-Sonne glänzen.
Der
Gott-bewegte Teich / ist auch getrübet klar!
es
will erst gegen ihr die Geistes-Sonn beglänzen
den Mond / dann dreht er sich / wird
Erden-ab auch klar.
1633 - 1694
ES
kan mein Geistgeschick / mit dieser Zeit sich gleichen:
wann
Vngedult schier mach aus Jahren Ewigkeit /
und
sich nach längster Kält erzeigt ein Fünklein Freud /
daß
man nichts gwissers hofft / als Schnee und Weh werd weichen
und
pflegt bey kalter Sonn und kleinem Trost / zu schleichen
ins
halb-entblöste Feld / und bleiche frischungs-Heyd /
voll
Trosts / es komm nun bald die Freud und Blumen Zeit /
den
frohen Frülings-Port nun ehest zu erreichen.
Ach
Schmerz-verkehrter Schluß! ietzt kommet erst geflogen
das
weiße Wolken-Heer / der grünen Hoffnung Grab.
doch
weicht ein standhaffts Herz / dem Widerstand nicht ab /
biß
/ nach zugeben / ihn der Himmel selbst bewogen:
Mann
muß so lang mit ihm / durch Glaub und besten streiten /
biß überwunden er selbst tritt auf unsre
Seiten.
1633 - 1694 DEr Winter ist schon todt / und allbereit
begraben.
Der
Himmel gab' ihm noch / zum Vbertau / den Schnee /
den
nahm' er in die Erd. Sein Grab-Schrifft heist: vergeh!
sein
Glück ist / daß ihn nicht verzehren Schab- noch Raben.
Sein
Grabstein von Krystall / ist noch ein weil erhaben.
Doch
/ daß der Bösen ihr Gedächtnus nicht besteh /
will
Warheit / daß man hier ein klares Beyspiel seh;
Daher
verzehrt die Sonn / den Stein und die Buchstaben.
Die
Erde klagt ihn zwar / in Dunkelbrauner Farb;
Doch
wird sie wider bald zur Frülings-Hochzeit schreiten.
gar
billich ists / daß der Verderber selbst verdarb.
Man
wird ihm kürzlich aus mit Donner-Glocken leuten.
Mein
und der gantzen Erd' Erz-Aergster Feind! wolt GOtt /
daß
du hinfür müst seyn / auf Ewig Ewig todt!
1633 - 1694 I.
Ach
seht das Sieg-Gepräng des Höchsten hier erscheinen!
der Frühling
ihm den Fahn der Güldnen Sonn vorträgt.
Favorius
mit Pracht die Heerpauck rührt und schlägt:
Trompeter
gehen ab die süssesten der seinen.
Das
singend Lufft-Heer kommt, die grossen mit den kleinen:
Ein
jeds, an Lorbeer statt, was neu-gewachsnes hegt.
Das
bundte Blumen-Kleid, die Erd’ ihm unterlegt.
Er
sitzet auf dem Thron von blauen Saphir-Steinen.
Die
Kron ist, Sieg und Freud; des Sieges Frucht, das Leben;
des
ganzen Wesen Werk, das JubelLob-Geschrey,
der
Athem aller Ding, so nun aufs neue neu,
die
durch die frische Lufft still-lautes Lob ihm geben.
Der
Nordwind, Eyß und Schnee, hier die Leibeignen seyn.
Mein
schlechtes Blat, das sey des Sieges Denkmal-Stein.
II.
GOtt sperrt die Erden auf / als seines
Schatzes Kasten
der
einig Schlüssel ist / sein Wort / durch dessen Krafft
ihr
/ käumen / wurzen / grün- und blühen wird verschafft.
Es
würkt den Wachsthums Safft in Erd- und Sternen-Brüsten /
Ja
kan die ganz Natur zur Freud und Wollust rüsten.
Es
ist der Wurzel Geist / der Gräslein Herzens-Safft /
der
Blumen LebensLufft / mit süssem Thau behafft /
kurz
/ der Geschöpffe Ruh / nach dem sie all gelüsten:
Es
zeigt uns GOtt in ihm / als in dem Spiegel Glanz /
und
weist uns selben auch in all-erschaffnen Dingen:
wie
seine Schön' herblickt aus bunten Blumen Kranz.
Sein
Süßheit sich zu Mund will aus den Früchten schwingen.
Ja
alls / was sichtbar nur / ist GOttes Ebenbild /
wie
schön / süß / gut er sey / wie hoch! wie reich! wie mild.
III.
JAuchzet / Bäume / Vögel singet! danzet /
Blumen / Felder lacht!
springt
/ ihr Brünnlein! Bächlein rauscht! spielet ihr gelinden Winde!
walle
/ Lust-bewegtes Träid! süsse Flüsse fliest geschwinde!
opffert
Lob-Geruch dem Schöpffer / der euch frisch und neu gemacht!
jedes
Blühlein sey ein Schale / drauff Lob-Opffer ihm gebracht /
jedes
Gräslein eine Seul / da sein Namens-Ehr man finde.
an
die neu-belaubten Aestlein / GOttes Gnaden-Ruhm man binde!
daß
/ so weit sein Güt sich strecket / werd' auch seiner Ehr gedacht.
Du
vor alles / Menschen Volck / seiner Güte Einfluß Ziele!
aller
Lieblichkeit Genießer; Abgrund / wo der Wunderfluß
endet
und zu gut verwendet seinen Lieb-vergulten Guß.
GOtt
mit Herz / Hand / Sinn und Stimm / lobe / preiße / dicht' und spiele.
Laß
/ vor Lieb' und Lobes-Gier / Muht und Blut zu Kohlen werden /
lege
Lob und Dank darauff: Gott zum süssen Rauch auf Erden.
IV.
Lachen des Himmels,
Geburts-Tag der Freuden,
Hochzeit der Erden, Erzielung
der Zier,
quelle der Wollust nach
Herzens Begier,
Wiesen voll Biesem die Sinnen
zu weiden,
süsses Erquicken auf
schmerzlichstes Leiden!
Ewigkeits-Spiegel man findet
in dir,
Himmlischer Siegel-Ring,
heller Saphir,
da sich ließ Göttlicher Name
einschneiden!
du druckest die Einflüß der
Sternen herab,
daß sie der Erden das
Grüungs-Bild gab,
welches versiegelt die
Göttlichen Gnaden,
ob wir schon leider mit Sünden
beladen:
Daß er, in
Jährlich-verneuender Welt,
gleichwol den ewigen Gnaden-Bund
hält.
V.
Himmel voll Cymbel, voll
Lauten und Geigen,
Bisem- und Amber’-erfüllte
Lufft,
Rosen- und
Lilgen-verlieblichter Tufft!
wollest, den Höchsten zu
loben, nit schweigen!
Himmel-an wolle die Süßheit
aufsteigen,
herlich GOtt ehrend aus tieffester
Klufft.
Seine Genaden und Wunder
ausrufft,
wie sie sich mächtig und
prächtig erzeigen.
Leset, in weißlichten Blättern
der Blüh,
Göttlicher Allmacht ungleiche
Werke.
sehet, in Traidern, die
Himmlische Stärke,
die das Blüh-Härlein bewahret
ohn Müh.
Göttliche Wunder in allem man
siehet,
Wann man den Vorhang der
Faulheit aufziehet.
VI.
O Frühling, ein Vatter der
Heliconinnen,
du Musenfreund, Meister der
Weisheit und Lust,
der Künste Cupido, der Pallas
ihr Brust!
laß Pagasens Säffte mir
kräfftig zurinnen,
auf daß ich mich netz’ und
ergetze darinnen.
Erfülle das Hirne mit
Himmlischem Must,
und mach mir die heimlichen
Wunder bewust,
erheblich und löbliche Dinge
zusinnen!
Die Göttlichen Werke den
Menschen verklär.
erzehl’ und entheele sein seltzames
schicken.
Entdecke sein Heiliges
Wunder-Erquicken.
in allen Welt-theilen sein’
Ehre vermehr.
Sey, lieblicher Frühling, die
freundliche Taub,
Ach bring’ uns das frölich
Erlaubnuß-Oel-Laub’.
VII.
Saffirner Himmel,
Goldglänzende Sonne,
Smaragdne Erden voll Rosen
Rubin,
ganz silberne Flüsse,
Krystallene Brünn,
Sabaisches Lüfftlein der
Frölichkeit Krone,
erklingendes singen der Vögel
voll Wonne!
beglücket, erquicket,
verzücket den Sinn,
von irdisch zu Himmlischer
Freuden-Stadt-Zinn,
vom Schauplatz der Erden zum
Himmlischen Throne:
zu lieben und loben die
Göttliche Macht,
die alles mit Wunder besonder
erdacht,
die Himmel regieret, die Erden
gezieret
mit Blumen und Blättern so
mannischer Weiß,
durch künstliche Weißheit,
vorsehenden Fleiß,
daß Weisheit Liechts Strahlen
in allen man spüret.
VIII.
Früling, ein Vorbild vom
ewigen Leben,
Spiegel der Jugend, der
Freuden Gezelt,
Jährlich-verjüngter Fönix der
Welt,
Athem der Musen, der Huldinnen
Weben,
Wonne so alle Ergetzung kan
geben,
Goldschmid der Wiesen, und
mahler im Feld,
Kleinod, das niemand erkauffet
mit Gelt,
frischer der vieler
Herz-frischenden Reben!
sey mir willkommen,
ausländischer Gast,
Freuden-Freud, Glückes-Wirt,
Diener der Liebe!
sey nur mit Blumen und
Blättern gefast,
deine hieherkunfft nicht
länger verschiebe!
alle verlangbare Schätze du
hast.
Dir ich die Krone der
Lieblichkeit giebe.
IX.
Das schöne Blumen-Heer, geht
widerum zu Feld,
um Ruch und Farben-Pracht
recht in die Welt zu streiten:
des Laubes Lorbeer-sträuch bekränzen’s
aller fetten.
Dryaden schlagen auf die
kühlen Schatten-Zelt.
Es ist mit Lieblichkeit
verguldet alle Welt.
Die Freuden-Geister sich ganz
in die Lufft ausbreiten.
Die Welt-regirend Krafft, will
alls in Freud verleiten.
Die süsse Himmels-Füll sich
etwas Erdwerts hält:
Es weist die Ewigkeit ein
Fünklein ihrer Schöne,
ein Tröpflein ihres Saffts,
ein Stäublein ihrer Zier.
Dis lieblich kosten macht, daß
ich mich erst recht sehne,
und lechz mit dürrer Zung’,
und heisser Gier nach ihr.
O Frühling, Spiegel-Quell, du
netzest und ergetzest,
aus Erd in Himmel-Lust die
Seele schnell versetest.
X.
Durch diese holde Blum, riech’
ich des Schöpfers Liebe.
aus jener hohen Farb, strahlt
seiner Schönheit Schein.
Er hauchet, mit dem West, mir
seine Süßheit ein.
Auf Rosenblättern, er sein
sanfftes Herz beschriebe.
Sein Güte, mir zu gut, sich
durch die Schoß austriebe.
Es fliest aus seiner Brust der
Seelen-Kähle Wein,
macht alle Lieblichkeit
vollkommen gut und rein,
die ohn den Lebensgeist ein tode
Lust nur bliebe.
Er macht ein Wasserwerk,
begiest mit Gnaden Safft
die Sternen-Schal, und machts
in uns aus ihnen springen:
von uns, im Jubel-Thron, durch
hohe Danckes-Krafft,
die Glück-vermehrten Ström
empor auch wider dringen.
Es ist die ewig Ruh allein
dahin bemüht,
daß uns in allem Ding ihr Lieb
erscheint und blüht.
XI.
Die Bäume nicht allein, mein
Herz will auch ausschlagen.
die Hoffnung treibt hervor
manch frisches Trostes Blat.
Der Hohen Güte Hitz sie
aufgeblasen hat.
Es pflegt des Geistes West sie
hin und her zu jagen.
Die Freudenblüh folgt auch mit
innigem behagen,
versichert, in dem Sinn, der
süssen Frucht der That.
Die Hönig-Macherin hat guten
raum und statt,
die Gott-erhebend Seel’ ihm
Lob und Preyß zu sagen.
Sie sauget Safft und Krafft,
aus Bücher-Blumen-Brust;
und baut dem Wachs-Pallast,
die Leut-erleuchtend Lehre:
erfüllt mit Geistes-Thau, mit
Himmel-Hönig-Must,
der Seelen Kählen süß’ und
fliest zu Gottes Ehre:
was irdisch hier geschicht,
ist Geistlich mir in Sinnen:
nur in das Ewig ziehlt, mein
wunder-freud Beginnen.
XII.
Frühling, Fürst der
Jahres-Zeiten, allerschönster Sonnen-Sohn,
Rosen-Vatter, komm herzu!
schau, die neubekleidten Wiesen
prangen in der Hoffnungs-Farb:
Ach erhebe nächst bey diesen
die Grün-weissen Lauberhütten,
deinen Blühgestickten Thon.
Aus den bundten Tulipanen,
mach die glänzend Lenzen-Kron.
Ach daß die verliebten West
von sich Blumen-Biesem bliesen!
Billich, vor dem Steinern
Pracht, Gärten-Schmelzwerk wird gepriesen,
komme, Früling, frölichs
Wesen! dir rufft schon mein willkomms-Thon.
Mein’ in Ruh verliebte Sinnen,
wünschen keinen Hoheit-schein,
als der Sonnen
Klarheits-Glanz, seyn in und mit sich vergnüget.
In der Rosen Purpur-Tracht,
all ihr Pracht und Hoffart liget.
Bässer ist, als welt-beherrschen,
Tugend ihr Leibeigne seyn
Sorgen frey und Freyheit voll
seyn die frischen Kränz der Erden,
hegen süsse Tugend-Ruh: Güldne
Regen, Angst-Beschwerden.
XIII.
Die lieblichst Musik ist, wann
Zeit und Freud einstimmen,
wann Herz und Lufft zugleich,
still, klar und heiter seyn,
wann man zugleich empfind der
Sonn’ und Wonne Schein,
wann die Gedanken mit dem
Schwalben Wolkan klimmen,
und mit dem Sternen-Glanz, die
AndachtsFunken glimmen.
Dann flicht sich Lorbeer-Lob
in alle saiten ein,
und herrscht der Herzen Heer
in seinem Thron allein,
und ist der Tugend Flug
erschwungen ihn zu rühmen.
Ich brauche mich der Zeit, O
Ewigs Wunder wol,
du herz-vertheilte Lieb’ und
eingeherzte Flammen!
Ach unerschöpfte Quell,
vollkommen doch beysammen!
ich fühl und will wol viel,
kan doch nicht, wie ich sol,
dich preißen: Ach verleih
solch überschwänklich Krafft
zu loben, als du mir liest
fliessen Freuden-Safft!
XIV.
Der Regen schadet nichts, als
daß er uns die Lust
nur tausendmal verschönt, und
angenehmer machet.
Die Sonn, nach hartem Strauß,
mit klaren Strahlen lachet.
der himmel senget nur die erd
mit seiner Brust.
Er ist der Nectar Tranck, der
Lust-erweckend Must.
Er schläfft die Sonne ein, daß
sie nur frischer wachet.
Der kurz-verdeckte Schein,
mehr Gier und Zier ursachet;
Entziehung, wünschen mehrt;
wie jederman bewust.
er ist des Himmelsgeist, der
sich hell distilliret:
der Balsam, der die Welt mit
Blumen Ruh erfüllt,
wann Gott der Wolken Glaß
zerbricht, mit Freuden quillt;
Als Himmlische Tinctur, mit
gold die Erden zieret.
es ist der Segensafft, aus
GOttes Mund herfliesset:
des Wollust-Nutzbarkeit, das
ganze Land geniesset!
XV.
Sonnen-Lob
Du Sternen-Kaiserinn, des
Himmels wehrte Krone,
das Aug der grossen Welt, der
ganzen Erden Seel,
der Strahlen Mittel-Punct, die
Lust- und Schönheit Quell,
das Leben aller Ding, der
Klarheit strahlen Throne,
du Leut-erleuchterin, du
Schatz-Haus aller Wonne,
des Höchsten Spiegel Glaß
(nichts zeigt ihn also hell,)
der stäten Regung Bild durch
deine schnelle Schnell’,
du göldner WunderBrunn, du
sonderliche Sonne!
Ein Schiff, auf dem uns GOtt
die Lebens Güter schickt;
sein Wagen, der zu uns den
Himmels-Segen führet:
der Zeiten König bist, der Tag’
und Jahr regiert,
des edle Gegenwart die Länder
sehr erquickt
du schöner segen-Baum, den
GOttes Hand gepflanzet!
aus deiner Strahlen-Blüh, des
Schöpfers Schönheit glanzet.
1633 - 1694
DV
starker Donner-GOtt! gib deinem Donner-Kraft /
dem
Herz durchdringungs-Wort; daß man die Geistes-Blitze
darauf
erblick' / und fühl' auch die Einschlagungs Hitze /
daß
allen Herzen-Stolz es strack danider rafft!
das
Donner-prastlen hat Bekehrungs-Eigenschafft /
weil
GOttes Gegenwart im Schrecken hat den Sitze.
Es
ist voll Fruchtbarkeit diß schröcklich Lufft geschütze:
So
ist sein Eyfer auch mit Gnaden-Krafft behafft.
Der
Wunder-Strahl / sein Wort / verletzt der Seelen klingen /
dem
Leib die scheiden nicht; das stark' ist nur sein Ziel.
Sein
Geist-Subtiligkeit kan unvermerkt durchdringen.
Zu
zeiten durch den Schall zu fällen ihm gefiel.
Behüt
uns nur / O GOtt / vor Wolken Donnerschlägen:
Durch
deine Wortstreich wollst bekehrend uns erlegen!
1633 - 1694 O Wunder-GOttes Güt! die in die Erd sich
senket.
Sie
grünt und prangt hervor / in Nahrung-reicher Art.
die
Allmacht hat mit ihr sich in die Erd gepaart:
aus
deren Würkung GOtt / uns diese Gaben schenket.
bey
iedem Sichelschnitt / ists billig / daß man denket
an
GOttes Gnaden Mäng' und Lob zum wundern schaart.
So
wenig ja den Dank / als er den Segen / spaart!
sein
Gnaden-Herz sich ganz auf uns zu giessen lenket.
Ein
schallends Ehren-Lob soll aus den Halmen gehn /
weil
seiner Ehren! voll die Erd' / und was sie träget.
Am
Lebens Mastbaum soll der Lobes-Segel stehn:
Der
Freuden-Seufzer-Wind ihn lieblich süß beweget.
So
sammlet GOttes Lieb / durch diese Erdenfrücht:
und
schüttet dafür aus / sein Lieb- und Lob-Gerücht!
DV tägliches Wunder und Gnaden-Beginnen /
du
Erde voll heimlich und Himmlischer Krafft /
voll
unseres Lebens und Hortes Wort-Safft!
die
Göttlichen Strahlen Lieb-wallen darinnen /
biß
daß sie gekörnet den Ausgang gewinnen /
mit
sättigem Segen und Leben behafft /
den
unsere sichere Sichel weg rafft.
Sein
Gnaden-Lob lässet sich niemal aussinnen.
Man
fühlet / mit Essen / sein Lieblichkeits-Lust
in
jeglichem Bröslein ist Allmacht vorhanden.
Es
wär uns kein Segen noch Leben bewust /
wann
jene nicht neben den Speißen gestanden.
Das
Sichtbare / weiset unsichtbare Ding /
daß
jenes aus diesem unmerkbar entspring.
1633 - 1694 FReud'-erfüller / Früchte-bringer /
vielbeglückter Jahres-Koch /
Grünung-Blüh
und Zeitung-Ziel / Werkbeseeltes Lustverlangen!
lange
Hoffnung / ist in dir in die That-Erweisung gangen.
Ohne
dich / wird nur beschauet / aber nichts genossen noch.
Du
Vollkommenheit der Zeiten! mache bald vollkommen doch /
was
von Blüh' und Wachstums-Krafft halbes Leben schon empfangen.
Deine
Würkung kan allein mit der Werk-Vollziehung prangen.
Wehrter
Zeiten-Schatz! ach bringe jenes blühen auch so hoch /
schütt'
aus deinem reichen Horn hochverhoffte Freuden-Früchte.
Lieblich
süsser Mund-Ergetzer! lab' auch unsern Geist zugleich:
so
erhebt mit jenen er deiner Früchte Ruhm-Gerüchte.
zeitig
die verlangten Zeiten / in dem Oberherrschungs-Reich.
Laß
die Anlas-Kerne schwarz / Schickungs-Aepffel safftig werden:
daß
man GOttes Gnaden-Frücht froh geniest und isst auf Erden.
1633 - 1694 SChwing dich / meine Seel' / in Himmel /
aus der Eitlen Zeitlichkeit!
schwing
dich hin / woher du kommst / wo du auch wirst wider bleiben.
Wollst
mit süsser Denke-Lust deine weil dieweil vertreiben:
biß
du wirst ergetzt / versetzet in die Zeit-befreyte Zeit.
Ach
ich meyn die Ewig-Ewig-Ewig-Ewig-Ewigkeit /
in
die der belebend Tod wird entleibend einverleiben.
Vnterdessen
soll mein' Hand was von ihrer Hoheit schreiben /
von
der nie gefühlten Fülle / ihrer Erz-Herz-süssen Freud.
Krafft
und Safft der Ewigkeit / die aus und mit dir entsprungen /
der
du Vnursprünglich lebest und dahero Ewig bist!
leg
die künfftig Wunder-Wonn' in den Mund und auf die Zungen
daß
ich klärlich herrlich schreibe / wie dein will ohn Ziel dort ist /
uns
mit dir / dem höchsten Gut / zu vereinen unverdrungen.
Komme
wider / komm hernider / zum Gericht gerüster Christ!
1633 - 1694
Mit
Thränen-vollem Aug, sag’ Ich: Ich glaub! zwar schwach.
Ach
hilff mir starker Gott! dein’ Ehr wird mehr erscheinen,
wann
du mit deiner Krafft beherrlichest die kleinen.
Durch
schwache, wunder thun, ist eine GOttes Sach.
Den
hellen blitzen folgt, ein starker Donner, nach:
von
sanfften Lüfftlein kan man kein gewalt vermeinen.
Dich
einig rühmend, muß man Menschen Krafft verneinen,
bekennen
auch daß fließ vom ursprung dieser Bach.
Ach
Höchster! deine Krafft wird ja so klar sich zeigen
in
meiner nichtigkeit, wie ein schön Angesicht
eim
klaren brunnen weist sein Ros- und Lilgen-Liecht.
Es
ist ja nicht die quell, der solche schönheit eigen!
sie
würket nichts, als daß sie rein und stille bleibt.
Also
mein Glaub, wann GOtt sein wert in solchem treibt.
1633 - 1694
Ich
weiß nicht, was noch wird aus meinem hoffen werden?
der
Trost bleibt unverrückt: nichts schicket sich dazu.
Es
läßt mir, in dem Geist, mit wünschem keine Ruh.
Ich
fühl stäts innen Trost, und aussen nur beschwerden,
werd’
immer mehrers loß von allem Trost der Erden.
Ich
hoff, ich harr, ich wart, von ein zum andern nu
auf
dich, mein Himmlisch Herz. Ach, Deo glori, du
kanst
mich beleben recht, nach tödlichen gefärden.
Ach
denk, daß sehnen stets und nicht gewähret seyn,
sey
Herz-versehrungs.schmerz und halbe Höllenpein.
Betrachte,
daß auch nichts beständigers gefunden
auf
Erden werden kan, als meine treue brunst.
har
doch standhafftigkeit Gott selber überwunden,
in
jenem Armen Weib. Schenk mir auch deine gunst!
1633 - 1694 Vergessestu
schon nicht, mein Herz, das was du glaubest:
schadt
nicht; deß Glaubens Art, ist unbegreifflich seyn.
Das
ist sein gegenstand, was wider allen schein.
Durch
ursach aus vernunfft, du ihm sein wesen raubest,
sein’
Allerstreckung in zu änge schranken schraubest.
Vernunfft
und die Natur, sind ihm zu kleiner schrein.
Nur
Gottes Macht, güt, wort, begränzen ihn allein,
die
unbezielbar selbst. Doch, wann du ihn belaubest
mit
Lorbeern, die der Geist in dich gepflanzt hat,
und
ganz gelassen läßt vollbringen seine that:
so
wirstu hinden nach sein wunder würkung sehen.
Ach
glaubestu doch GOtt der überschwänglichkeit,
den
nicht befassen kan das ganze Erden-weit!
warum
woltst nicht in dem entgeistert güt-hoch gehen?
1633 - 1694 Nur
ruhe, meine Seel’ in Gottes tiefen wunden.
Versenk
all deine bitt’, in seinem Meer voll Blut:
die
kleinheit deiner sach’, in diß Allwesend Gut.
Was
das geschöpf versagt, wird in dem Schöpfer funden.
Sihstu schon keinen trost in dieser Erden-Runden:
wiß,
Gott ist größer noch, als sie, dein Herz und muht.
Die
wunder er allzeit auf über-Irdisch thut.
Ihr
wesen wird daraus, wann alles seyn verschwunden.
Wann
Geist-erforschung schon sich weiter nicht erstreckt,
so
laß sie sinnen in des Glaubens Süßheit schlaffen:
dann
wird dir Gott daraus ergetzlichkeit erschaffen
und
angenehme Freud, wann er dich wider weckt.
Traustu
dir höher nicht durch Hoffnung aufzufliegen
warheit
so
bleib’ im tieffen grund der < Allmacht > Gottes liegen
Güte
1633 - 1694 Ach
unnachlässlichkeit, Gesellschafft meines Herzen!
auf
irdisch hast verknüpft, den sonmst so freyen Geist:
viel
eh er aus dem Leib, als deinen banden, reist;
leidt
unerleidbarkeit, verschmerzet alle schmerzen.
Ja,
die Welt-änderung ist Ihm ein bloßes scherzen:
Wann
Atlas, der sein Ziel, der Donner schon zerschmeist,
das
schicksel neue Berg’ auf ebner Rennbahn weist:
noch
brinnet ewig hell die hohe Hoffnung-Kerzen.
Du
Erden-Ewigkeit, du starke Engel Tugend,
Ach
allbesiegende unüberwindlichkeit!
du
weisest deine Krafft in meiner zarten Jugend.
Mir
wird dadurch mein wunsch, dir Ehr durch mich, bereit.
Fahr’,
Edle Freundin, fort! wann Höll und Welt zerspringen:
so
soll uns unser sach, ob GOtt will, doch gelingen.
1633 - 1694 Mein
tausendfache Noht, dein tausend tausend Heil,
O
über-guter Gott, demütiglich anflehet.
Mein’
Elends-tieffe bey dem gnaden-Sandberg stehet:
würd
nur ein Körnlein groß von diesem mir zu theil!
doch
ist die Allheit hie um nichts (O wunder) feil:
der
Glaub’ all ihre Krafft, ja selbsten sie, empfähet.
Die
Seeligkeit der Geist in diesen Segel wehet,
der
in den Hafen bringt das Schiff mit Pfeiles-eil.
Ich
bin bereit im Port, und mein Port ist in mir,
auch
mitten in dem Meer: was darf die Flut mich scherzen?
Ich
hab’ an Jesu Christ das Land und Strand im Herzen.
Den
Schiffbruch fürcht ich nicht, geschäh’ er auch nun schier.
in
meines Jesus Schoß, in GOtt des Vatters Hände,
und
in des Geistes freud’, ich mit dem Geist anlände.
1633 - 1694 Ich
thu einen Glaubensblick, in das flammen volle Herze
meines
allerliebsten JEsu, sih mit feuriger begier
die
gewährung drinn gemahlet. Solche zu vollziehen schier,
eilet
sehr sein flügel-will, abzuhelfen meinem schmerze.
Mein
Hülff ist dem äusserst ernst, dem der Weltbau nur ein scherze.
Seiner
gnaden Meer liebwallet, sich bald zu ergiessen mir.
Ja
die wunder ring-und dringen, welches erstlich komm herfür.
Mein
Gebet und flehen, ziehet Gottes Allmacht Erden werts.
Ja
der in mir seuffzend Geist kan, als wahrer Gott ihm geben,
um
was er in mir selbst bittet, seinen, seinen wunsch er selbst erfüllt.
Was
sie hat in mir erregt, seine Allmacht löscht und stillt.
Ach
es pflegt bey iedem wort Allverschaffungsmacht zu schweben.
Was
die selbste warheit saget, und die wesend macht ausspricht,
kan
ja anderst nicht als werden, sonst wär Warheit Warheit nicht.
1633 - 1694 Solt sichs
noch tausendmal unmöglicher anlassen,
ja
ich und alls vergehn: noch gleichwol glaub’ ich fort.
Ich
bind den Hoffnungs Stamm’ ans unvergänglich Wort,
das
wird mein Glaub’ im Tod, ja gar im Grab umfassen.
Es
hat die güte sich verstricket solcher massen,
daß
auch die Allmacht selbst findt kein entrinnungs Ort.
Ja,
sie ist selbst viel mehr, der Gnad’-und Warheit Port,
und
ihrer Hoffnung frucht, die wir im Geist offt aßen.
Sie
ist vollzieherin des Gnaden-Wunder Schluß:
und
wie die Güt der Grund, so wenig dieser, weichet,
so
nöthig sie dem Pfad der Warheit folgen muß.
Ob
die Regirung schon ob allen urtheiln streichet,
dermassen
wundert, daß sie alle Ziel zerreist;
so
siegt aufs herrlichst doch die Warheit, in den Geist.
1633 - 1694 Wie
kan ich, weil ich mich, auff Gott allein verlassen,
doch
unerrettet seyn? ihm alles müglich ist.
Nur
das nicht, daß er deß, der ihm vertraut, vergißt;
sein
seyn pflegt alle ding, nur dieses nicht, zu fassen.
Daß
sein verheissen fähl, unmüglich ist dermassen,
daß,
eh als sie, die Erd’ und Himmel brechen müst.
Sie
ist gewisser, als du selbst im Wesen bist.
Doch
ihr’ erfüllung reist die unerhörtste straffen.
Sie
schwindet in der Hand, wann man sie sicher hält.
Und
wann sie über Meer, nach unserm Sinn, entfernet,
sie,
als ein wunder Geist, uns in die Hände fällt;
im
Augenblick verlischt, bald wider neu besternet.
Diß
treibt sie, bis man sich in alle wendung schickt;
dann
klar und offenbar beständig sie erquickt.
1633 - 1694 Du
wunder Heiligkeit, und Heilig hohes Wunder!
du
machest alles wol, und siht doch seltsam aus.
Offt,
wann du segnen wilst, komt erst ein starker Strauß.
Wann
Hülff erscheinen soll, geh’n offt die Mittel unter.
es
fället offt in Brunn der helle Hoffnung Zunder.
Entgegen
gibt die See, ein Fünklein offt heraus.
Voll
wunder-Liechter ist, GOtt, dein vorsehungs-Haus.
Dein’
Obacht ist auf uns, mit stäten Sorgen, munder.
Die
Insul ist bereit, eh man zu Schiffe geht,
wo
nach dem Schiffbruch uns das Meer pflegt auszuwerffen.
Von
dem, den du beschützt, der Wind die Kugeln weht.#
nicht
weiter, als du schaffst, die BGlitz’ hinblicken dorsten.
Du
lenkest alle Ding’, und übergiebst den Sieg
Dem
Glauben, daß ihm, dir zu Ehren, alls erlieg.
1633 - 1694
Ich
sitze ganz betrübt in diesem grünen Zelt,
muß
in der Hoffnung, mich des hoffens ganz verwegen.
Der
Himmel ist der Erd geneigt, und mir entgegen,
nimt
mir das, wo Er, mit verehrt die ganze Welt.
Hat
alles seinen Lauff: mein Glück Er nur aufhält,
pflegt
dessen Ringel-Pferd viel wehrzäum einzulegen.
Das
Schifflein wird verfolgt von tausend Wellen schlägen:
unsäglichs
Widerspiel den Port-einlauff einstellt.
Doch
ist mein Herz ein Felß, an welchem alle Wellen
unwürklich
prellen ab. Mein Schluß, ist ohne Schluß.
Werd
ich auch schon genetzt von meiner Thränen quellen:
mein
Felsenhffter Sinn jedoch nicht weichen muß,
will,
läßt mich Unglück nicht in wunsches-Hafen lauffen,
ehe
ichs verlaß, mein Liecht umarmend eh ersauffen!
Wie?
will der Himmel nicht gerechten Anschlag segnen?
ist
denn nicht, wie zuvor, der seelig, der ihm traut?
wie
daß das Widerspiel man hier so klärlich schaut,
daß
dem, des Hoffnung GOtt, alls Unglück muß begegnen,
Ein
ganzes Jammer-Meer die Sternen auf ihn regnen:
je
mehr in Schlamm er sinkt, je mehr er auf ihn baut,
und
sich nur mehr und mehr im Unglücks Paß verhaut.
Viel
besser geht es, Ach! den Gottlos- und verwegnen.
Nein,
nein, mein Sinn, du irrst! schweig’ und bedenk’ ihr Ende.
Denn,
auf das schlüpfrig’ Eiß hat sie der Herr gesetzt.
Der
Ruhe-bringend Streit viel sicherer ergetzt,
als
wann vom Vectar ich zum Acheron anlände.
Das
gute, daß das höchst Gut nicht befördern will,
ist
nicht gut, oder hat noch nicht erreicht sein Ziel.
Gänzliche
Ergeb- und Begebung
in
und nach Gottes Willen, in dieser und allen Sachen
Der
Himmel ist gerecht. Möcht’ auch mein Herz zerspringen
vor
Leid und Schmerzens Angst, noch gleichwol sag’ ich frey,
daß
wunder Heiligkeit in seiner Schickung sey.
Mir
muß, will mir schon nicht mein WUNSCH; SEIN Lob gelingen.
Will
ihm den Siegs-gesang, auch unterligend,singen:
den
sein Will hat gesiegt, und meiner fällt ihm bey.
Mit
ihm untrennlich Er soll bleiben einerley:
kan
überwunden so den Sieg auf mein Ort bringen.
Gehts
ohne Schmerz nicht ab, geschichts nicht sonder Thränen:
denk,
daß du um so viel, mehr freuden Aehren kriegst.
Das
gegenwärtig man zu opfern muß gewähnen
der
Künfftigkeit, das du hernach mit Lache siegst.
Mustu
dich hier, mein Herz, der Tugend unterwerfen,
ein
kleines dort wird dich nichts mehr betrüben dörffen.
Auf
berührte Verhinderniß
Ach
Allerfülltes All, stät gegenwärtigs Wesen!
was
wünsch’ ich Ziel und Ort? du aller Orten bist.
Umsonst
mir von der Welt bis Glück verstöret ist.
Hör
ich dich reden nicht: kan ich dein wort doch lesen.
Ey
was! du predigst selbst, und machst die Seel genesen.
Mein
Herz zum Predigtstul un Kirchlein ist erkiest.
Trotz,
Welt und Teuffel, mehr, mit aller deiner List!
der
Höchste macht das bäst aus deinem gifftigstbösen.
gönnst
mir den Schatten nicht, so gibt er gar den Schein.
Dunkt
dich der Stern zu viel, so schenkt er gar die Sonne.
Fort,
fort, entsagter Feind, mir kleines Glück mißgonne!
beneid’
ein Tröpflein so: schenkt Gott ein Schalen ein.
GOtt
läßt kein Glück zurück’ ohn reich’ erstattung, gehen.
Das
stürmen, so mich irzt, muß mich in Hafen wehen.
Auf
eben selbe
Wer
GOtt und gutes liebt, muß alls zum bästen kommen,
wie
bös es sich auch zeigt, was quälen es verführt,
Im
ärgsten stechen es den Stachel selbst verliert.
Das
bös und Übel selbst, muß doch den Fromen, frommen.
Mir
wird das Bächlein nur, die quelle nicht, genommen.
Das
ganze Weißheit-Meer von dieser Urquell rührt,l
wird,
in der Wüsten auch, so bald ein Bach gespürt,
von
dem das flache Feld wird fruchtbar überschwommen.
Was
man mir nemen will, das hab’ ich überall.
Trutz,
daß der böse Geist dem Heiligen verbiete,
hell
zu durchleuchten mich, mit seiner Weißheit Stral!
sein
Boßheit anlast den, zu doppeln seine Güter
Er
will, durch fremde nicht mir, sondern in Person
entdecken
seinen Schluß und zeigen seinen Thron.
Auch
auf selbe Begebnus
Wer
will, der mag den Wind verhinden:
Er
unterfangt Unmüglichkeit.
Der
Geist ist doch von mir nicht weit,
macht
man schon Ort und Port verschwinden.
Er
bleibt nicht, bleib schon ich, dahinden:
ist
stäts mit Gaben mir bereit,
mich
zu erquicken jederzeit.
Er
läst kein Creutz sich überwinden.
Mein
standhaffts Herz ist seine Klufft,
wo
Er der liebsten seelen rufft.
Jauchz’
ich schon nicht mit etlich tausend:
Ey
so vertritt sein’ Allheit mich,
so
unaussprechlich seufz- und sausend,
daß
ich sie spüre regen sich!
1633 - 1694 Ein
schöne Sach, im Leiden Früchte bringen!
die
Edlen Stein, zeugt die gesalzne Flut.
Es
wird das Gold vollkommen in der Glut.
Aus
hartem Felß die süssen Brunnen springen.
Die
Rose muß her durch die Dörner dringen.
Die
Märtyr-Kron, wächst aus vergossnem Blut,
aus
Plag’ und Streit der Christlich Helden-muht.
Wer
hoch will seyn, muß nach der Hoheit ringen.
Frucht
in Gedult, ist köstlich, aber schwer.
In
Winters Zeit, schätzt man die Frücht vielmehr:
weil
seltsam ist, sie damals zu erlangen.
Wen
sauß und drauß, wen knall und strahl nicht irrt,
zum
Himmels-Port der Tugend-Frücht’ hinführt:
der
wird mit Preiß der Creutzbesiegung prangen.
1633 - 1694 Es ist
die gröste Ehr’, unüberwindlich seyn,
und
sich auf Herculisch dem Unglück widersetzen.
Am
widerstandes Stahl, muß keckheits Schwerd sich wetzen,
damit
es schärfer wird, und krieg den Heldenschein.
Der
Lorbeer widersteht dem Feur und Donnerstein.
Die
Tugend lässet sich von Boßheit nicht verletzen:
was?
die pflegt sie viel mehr zu wundern anzuhetzen.
Die
Noht und Unglück, ist der Tugend wunderschrein.
Was
zieret Cyrus Sieg? die widerstandes Waffen.
Es
kriegt, durch Kriegen nur, Philippus Sohn die Welt.
Den
Zepter, Cesar auch, erst nach dem Streit erhält.
Nicht
faulen Siegern nur, ist Cron und Thron beschaffen.
Drum
biet der Noht die Spitz’ und laß dich nichts abwenden:
es
schwebt schon über dir, die Kron in GOttes Händen.
Bey
sanfft gelindem wind, ist leicht, den Port erlangen:
doch,
wann Charybdis bellt, und Scylla uns verdreht,
wann
dort ein Wellen-Berg, hier ein Meer Abgrund, steht,
und
man kommt doch zu Land, dann kan man recht Siegprangen.
Nach
langer Seefart, hat das goldne fell entfangen
der
dapfer Jason. Preis aus schweiß und fleiß aufgeht.
Dann,
keine frucht, ohn Zucht, die Tugend nie entsäht.
Dann
heißt es sieg, wann man die Welt-gefahr umgangen.
Man
muß aus Ilium, wann solt die Tyber krönen,
auf
kohl-und flammen gehn. Creutz ist des Glückes Thor.
Der
Unglücks Schatten kan, ein Wunderbild verschönen.
Man
schwingt, geborgen, sich viel herzlicher empor.
Die
Kron, kommt aus dem Feur, dann auf des Königs Haar.
So
wird ein Ehren-Stern aus Unglück und gefahr.
1633 - 1694 Mit
voller übergab, mit ganzer Herz-entwehnung,
mit
Erzgelassenheit es dir geopfert sey!
bin,
so unendlich ich verstricket war, jetzt frey,
ohn’
alle heuchellist und falsche Farb-Entlehnung.
Will
willig, vor die Ehr’, erhalten die Verhönung.
Ohn
deinen willen, ist auch meiner nicht dabey.
Wär
Leid- und Freuden Art, auch noch so mancherley:
so
lass- und dult’ ich alls, um jene Gnaden Krönung.
Mein
Geist schwämmt nie so hoch in deiner Wunder Lufft.
Er
muß sich nider bald zu deinen Füssen lassen.
Mein
will zielt, wie er woll, so bleibstu doch sein Punct:
geht,
zu gehorchen dir, von Stern in Erden klufft.
Es
heischt gleich grosses Herz zum lassen, und zum fassen.
Es
lesch sich dir zu Lieb, was dir zu Ehren funkt.
1633 - 1694 Schöne
Tugend, dich umducke, ziehe deine Krafft in Kiel:
weil
der rauhe Unglücks wind, deine Blüh und Blätter senget.
Besser
ists verborgen seyn, als vor jederman gedränget.
Hoffnung,
wird schon widertreiben, kommet Tugend-Ehrungs ziel.
Dein
Erz-Ursprung, Gottes Weißheit, hat dieweil mit dir ihr Spiel:
deinen
Krieg und Sieg zusehn, dieses Stürmen sie verhänget.
Gleich
wie sich das Edle Oel niemal, mit dem Wasser mänget:
deine
Krafft empor so schwebet, welche nie gen boden fiel.
Tugend
ist ein Spanisch Rohr, brich nicht, wann man sie schon bieget.
Ja
der rechte Eysen-Stein, der, auf alle weiß verkehrt,
seines
Herzens wunsche-spitz, nach des Höchsten Willen füget.
Allen
stürmen ist unmüglich, das ihr werd diß Ziel verwehrt.
Wann
auch Schiff und Uhr zerbrochen, sie am Grund im Letten ligt:
wider
Meer und Wetter toben, sie doch, Gott zuzielend, siegt.